Gebärfabriken für Sterne

Junge Galaxien mit enormen Sternentstehungsraten und schnell wachsenden Schwarzen Löchern entdeckt
Künstlerische Darstellung einer Aktiven Galaxie.
Künstlerische Darstellung einer Aktiven Galaxie.
© ESA/NASA/RUG/MarcelZinger
Groningen (Holland ) - Unsere Milchstraße ist eine extrem ruhige Galaxie. Pro Jahr blitzt nur ein neugeborener Stern auf und tritt zu den rund 100 Milliarden bereits existierenden Sonnen hinzu. Doch sehr viel dramatischer muss es in einigen jungen Galaxien zugehen. Wie ein internationales Team von Forschern im Fachblatt „Astrophysical Journal Letters“ berichtet, konnten sie mit dem neuen Weltraumteleskop Herschel mehrere Dutzend Galaxien beobachten, die durch starke Wärmestrahlung auffielen. Drei Galaxien nahmen sie besonders ausführlich ins Visier. Dort müssen jährlich hunderte neue Sonnen entstehen. Gleichzeitig fallen große Mengen Materie auf ihr zentrales Schwarzes Loch, wodurch dieses immer weiter anwächst und starke Radiostrahlung aussendet. Solche Galaxien werden auch Aktive Galaxien genannt, da das supermassereiche Schwarze Loch in ihrem Zentrum enorm viel Strahlung aussendet, solange es mit Materie gefüttert wird.

„Es wird klar, dass Aktive Galaxien nicht nur zu den größten, entferntesten, stärksten und spektakulärsten Objekten in unserem Universum gehören, sondern auch zu den wichtigsten“, so Hauptautor der Studie Peter Barthel von der Universität Groningen. „Viele, wenn nicht alle große normalen Galaxien müssen durch ähnliche Phasen gegangen sein, bei denen sich gleichzeitig große Aktivität durch Schwarze Löcher und starke Sternentstehung ereignet haben.“ In dieser stürmischen Jugendphase wachsen Galaxien zu „erwachsenen“ Galaxien heran. Die Massezunahme des zentralen Schwarzen Lochs und die Sternentstehungsraten werden beide durch das Einströmen von kaltem Gas befeuert. Über Millionen von Jahren können so die hohen Sternentstehungsraten von hunderten Sonnen pro Jahr aufrechterhalten werden, die notwendig sind, um die bekannten großen Galaxien zu bevölkern, wie wir sie kennen.

Anhand der Wärmestrahlung konnten die Wissenschaftler auch feststellen, dass in den Galaxien kalter Staub vorhanden ist, das als Rohmaterial für die Entstehung von Planeten dienen kann. Die Forscher erzielten ihre Ergebnisse mit dem europäischen Herschel-Weltraumteleskop, das erst seit wenigen Jahren im Orbit ist. Es ist größer als Hubble und damit derzeit das Weltraumteleskop mit dem größten Spiegel, arbeitet aber nicht im Bereich des sichtbaren Lichts, sondern im Infraroten, also dem Bereich der Wärmestrahlung.

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