Ganz konkret: Wie viel Alkohol ist gesund?

Große Langzeitstudie analysiert Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Lebensdauer
Die von schwedischen Forschern empfohlene tägliche Alkoholmenge liegt für Frauen bei 60 Milliliter Wein, für Männer beim Dreifachen.
Die von schwedischen Forschern empfohlene tägliche Alkoholmenge liegt für Frauen bei 60 Milliliter Wein, für Männer beim Dreifachen.
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Stockholm (Schweden) - Verschiedene Studien haben bereits gezeigt, dass Menschen mit mäßigem Alkoholkonsum länger leben als diejenigen, die viel oder gar keinen Alkohol trinken. Eine große schwedische Studie, die einen Zeitraum von 15 Jahren erfasst, lässt nun konkretere Aussagen zu: Demnach haben Frauen eine bis zu 1,5 Jahre längere Lebenszeit, wenn sie im Schnitt täglich sechs Gramm Alkohol konsumieren. Das entspricht etwa einem kleinen Glas Bier oder 60 Milliliter Wein. Für Männer verlängert sich die Lebenszeit bei einer täglichen Alkoholzufuhr von 18 Gramm um bis zu 1,3 Jahre, berichten die Forscher im Fachblatt „Annals of Epidemiology“. Das verringerte Sterberisiko beruhte bei Männern wahrscheinlich auf einer kleineren Wahrscheinlichkeit, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben; bei Frauen spielte zusätzlich ein geringeres Krebsrisiko eine Rolle.

„Ein halber Drink pro Tag für Frauen und eineinhalb Drinks für Männer erwiesen sich als die Alkoholmengen, die mit der längsten Lebensdauer verbunden waren“, schreiben Andrea Bellavia und Kollegen vom Karolinska Institut in Stockholm. Definitionsgemäß entspricht ein Standard-Drink einer Menge von zwölf Gramm Alkohol, also etwa einem drittel Liter Bier oder 120 Milliliter Wein oder 40 Milliliter Schnaps. Die vorausschauende Studie erfasste 67.700 schwedische Frauen und Männer im Alter zwischen 45 und 83 Jahren. Die Teilnehmer gaben Auskunft darüber, wie oft und in welchen Mengen sie Alkohol tranken. Bei 57 Prozent der Männer und 87 Prozent der Frauen war es im Schnitt nicht mehr als ein Drink pro Tag. Angaben zu Alter, Body-Mass-Index (BMI), sportlicher Aktivität, Bildungsstand und Tabakkonsum wurden ebenfalls erfasst und bei der Auswertung der Daten berücksichtigt. Im Verlauf von 15 Jahren starben 13.300 Personen.

Mit zunehmendem Alkoholkonsum stieg die Lebensdauer im Vergleich zu lebenslangen Abstinenzlern zunächst an und sank dann kontinuierlich immer weiter ab. Ein neues statistisches Verfahren ermöglichte die konkreteren Aussagen, die über die üblichen Angaben der veränderten Sterberisiken hinausgingen. Ein Ziel der Forscher war es, das Ausmaß des Alkoholkonsums zu ermitteln, das mit dem größten gesundheitlichen Vorteil verbunden ist, und herauszufinden wie sich Frauen und Männer darin unterscheiden. Für die Auswertung sei es unter anderem wichtig gewesen, so die Forscher, Abstinenzler auszuschließen, die früher Alkohol getrunken hatten. Diese Menschen hatten die geringste Lebensdauer und könnten eine Ursache für abweichende Ergebnisse früherer Studien sein. Eine Schwäche der eigenen Studie sehen die Autoren darin, dass die verwendeten Daten auf den nicht überprüfbaren Angaben der Teilnehmer beruhen und die Ergebnisse möglicherweise nicht auf jüngere Menschen übertragbar sind.

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