Früher Haarausfall verbunden mit erhöhtem Prostatakrebsrisiko
"Weitere Arbeiten - auf molekularer Ebene und mit größeren Gruppen von Probanden - sollten versuchen, die noch fehlende Verbindung zwischen männlichen Sexualhormonen, frühzeitigem Haarausfall und Prostatakrebs zu finden", sagt Michael Yassa vom Hopital Europeen Georges Pompidou in Paris, Erstautor der Studie. Zusammen mit Philippe Giraud von der Université Paris Descartes und Kollegen befragte er 388 Männer, die wegen eines Prostatakarzinoms behandelt wurden, sowie 281 gesunde Vergleichspersonen, ob sie im Alter von 20, 30 oder 40 Jahren an erblich bedingtem Haarausfall (androgenetischer Alopezie) gelitten hatten. Im Vergleich zu den Gesunden begann die Glatzenbildung bei den Krebskranken mit doppelt so großer Wahrscheinlichkeit bereits mit 20 Jahren. Ein Zusammenhang zwischen frühem Haarausfall und dem Beginn der Krebserkrankung oder der Aggressivität des Karzinoms ergab sich dagegen nicht. Auch wenn der Haarausfall erst mit 30 oder 40 Jahren einsetzte, ließ das keinen Hinweis auf das Prostatakrebsrisiko zu.
Verantwortlich für den erblich bedingten Haarausfall ist eine Überempfindlichkeit gegen Dihydrotestosteron, das aus dem Hormon Testosteron entsteht. Das Enzym, das diese Umwandlung katalysiert, wird durch das Medikament Finasterid blockiert, worauf dessen Wirksamkeit gegen den Haarausfall beruht. Dasselbe Mittel wird auch gegen eine gutartige Vergrößerung der Prostata eingesetzt und wirkt der Entwicklung eines Prostatakarzinoms entgegen. Der frühzeitige Haarausfall könnte Anlass zu einer intensivierten Krebsvorsorge sein, sagt Giraud. Möglicherweise würden die betroffenen Männer auch in diesem Rahmen von einer präventiven Behandlung mit Finasterid profitieren.