Frühe Höhlenmenschen wählten Bräute aus der Ferne
"Hier haben wir den ersten direkten Einblick in die geographischen Bewegungen früher Hominiden", berichtet Hauptautorin Sandi Copeland von der University of Colorado Boulder und dem Leipziger Max Plank Institut für Evolutionäre Anthropologie. Gemeinsam mit Kollegen aus der Schweiz, Großbritannien, Südafrika, Kanada und den USA hatte sie 19 Zähne untersucht, deren Besitzer vor grob 2,7 bis 1,7 Millionen Jahren im südafrikanischen Sterkfontein-Tal gelebt hatten. Dabei handelte es sich um frühe Vorfahren des Menschen der Art Australopithecus africanus und der Art Paranthropus robustus, deren Überreste in den nahe beieinander liegenden Höhlensystemen Sterkfontein und Swartkrans gefunden worden waren. Beide Arten gehören zu den sogenannten Australopithecina, die auch das als "Lucy" bekannt gewordene Fossil aus Äthiopien umfassen. Um zu untermauern, dass die größeren Backenzähne den männlichen und die kleineren den weiblichen Vormenschen zuzuschreiben sind, verglichen die Forscher sie mit Zähnen und Kieferfossilien aus fünf anderen Hominiden-Fundorten der Region. Zudem analysierten sie 38 fossile Zähne von Pavianen, Antilopen und Nagern sowie mehr als 170 moderne Pflanzen und Tierarten und 11 Bodensubstrate, die im engeren Umkreis des Höhlensystems vorkommen.
Abtragende Untersuchung
"Unsere früheren Projekte hatten gezeigt, dass diese Hominiden eine hochvariable Ernährung hatten. Deshalb fragten wir uns, ob sie viel durch das Land gezogen waren", sagt Julia Lee-Thorp, Spezialistin für fossile Zahnanalyse an der britischen University of Oxford. "Doch als die Ergebnisse kamen, merkten wir schnell, dass wir einen ganz anderen Treffer gelandet hatten - einen Unterschied zwischen den Männern und Frauen, sehr unerwartet." Hauptwerkzeug der Forscher war die sogenannte Laserablation, bei der ein gepulster Laser eine winzige Probe vom Material zum Verdampfen bringt. So ließ sich der Zahnschmelz auf seine Varianten des Elementes Strontium untersuchen: Strontium kommt in der Natur in Fels und Erde vor und seine unterschiedlichen Formen, die Isotope, sind in diesen geologischen Materialien in ganz unterschiedlichem Verhältnis verteilt. In der Nahrungskette wiederum werden diese Strontium-Isotope von Pflanzen und Tieren aufgenommen. Deshalb lässt sich aus deren Verhältnis, in dem diese während des Wachstums auch in die bleibenden Zähne gelangen, auf den Aufenthaltsort in der Kindheit schließen, erklärt Copeland: "Die Strontium-Isotop-Verhältnisse sind ein direkter Spiegel der Lebensmittel, die diese Hominiden aßen, die wiederum die örtliche Geologie widerspiegeln."
www.nature.com/doifinder/10.1038/nature10149