Freiwillig teilen macht glücklicher

Kinder, die aus freien Stücken etwas abgeben, zeigen mehr Freude als Kinder, die dazu angehalten werden
Wenn Kinder freiwillig etwas abgeben, macht sie das glücklicher, als wenn sie teilen sollen.
Wenn Kinder freiwillig etwas abgeben, macht sie das glücklicher, als wenn sie teilen sollen.
© Creative Commons CC0 Public Domain, Pexels
Beijing (China) - Teilen macht glücklich – besonders wenn es freiwillig passiert. Chinesische Psychologen haben bei Kindergartenkindern beobachtet: Insbesondere ältere teilen mehr, wenn sie dazu aufgefordert werden. Allerdings sind sie dann weniger glücklich damit, als wenn sie von selbst auf die Idee kommen, etwas abzugeben. Die Studie ist besonders deshalb sehr interessant, weil kleine Kinder sehr häufig dazu aufgefordert werden zu teilen. Psychologen wissen bisher aber nur wenig darüber, wie es den Kindern emotional damit geht. Ihre Ergebnisse zeigen, berichten die Forscher im Fachblatt „Frontiers in Psychology”, dass der emotionale Gewinn offenbar von der Motivation abhängt, die dem sozialen Verhalten zugrundeliegt.

„Es scheint also, dass es die Motivation ist, die zählt”, betont Zhen Wu von der Tsinghua University in Beijing. „Und es liegt nahe, dass es unrealistisch ist zu erwarten, dass sehr kleine Kinder, die etwas teilen müssen, glücklich damit sind.” Wu und ihre Kollegen hatten die Reaktionen von 3- und 5-Jährigen beobachtet, wenn diese Aufkleber mit Gleichaltrigen teilen sollten oder wollten. Die Psychologen teilten die Kleinkinder in zwei Gruppen auf. Die einen konnten freiwillig von ihren Aufklebern abgeben. Die anderen teilten dagegen, weil sie dazu aufgefordert wurden und sie sich dadurch dazu verpflichtet fühlten. Wie glücklich die Kleinen dabei waren, maßen die Forscher anhand der Gesichtsausdrücke.

Die Kinder teilten ihren kleinen Schatz häufiger, wenn sie dazu aufgefordert wurden. Glücklicher machte es sie aber, wenn sie das von sich aus machten: Teilten sie die Aufkleber freiwillig mit einem anderen Kind, zeigte ihr Gesicht mehr Anzeichen von Freude, als wenn sie alle für sich behielten. Dies war allerdings nicht der Fall, wenn sie zum Teilen gedrängt wurden. Insbesondere für Erzieher und Vorschullehrer könnten diese Erkenntnisse laut Wu von Nutzen sein. Denn diese stehen regelmäßig vor der Herausforderung, ihre Kinder darin zu fördern, soziale Verhaltensweisen zu entwickeln – darunter auch die Fähigkeit, teilen zu können.

In der Freigiebigkeit fanden die Psychologen ebenfalls einen Unterschied. Wenn sie anderen schließlich etwas abgaben, tendierten die 5-Jährigen nach einer Aufforderungen dazu, mehr Aufkleber zu verschenken als sie es freiwillig taten. Bei den 3-Jährigen war das nicht so. Die Jüngeren gaben unter beiden Bedingungen gleich viele Aufkleber ab. Daraus schließen die Forscher, dass sich 5-Jährige bereits stärker an soziale Normen angepasst haben. Auch im Fall des freiwilligen Gebens, räumt Wu ein, sei allerdings nicht gänzlich auszuschließen, dass soziale Normen eine Rolle spielen. So könne der Geber sich etwa selbst dann einem sozialen Druck ausgesetzt fühlen, etwas abzugeben, wenn er nicht explizit aufgefordert wurde. In weiteren Studien gelte es nun, die Ergebnisse mit mehr Probanden zu bekräftigen und auch herauszufinden, wie genau Großzügigkeit zu einem Glücksgefühl führt und wie dieses wiederum zu einem weiteren Akt der Freigiebigkeit veranlasst.

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