Fast Food für die Stadtameisen

Einige Ameisenarten haben sich an das Leben in der Stadt angepasst, indem sie Essensreste als Nahrung nutzen – andere Spezies dieser Insekten sind mit anderen Strategien erfolgreich
Ameisen nutzen das Angebot menschlicher Nahrungsreste in der Stadt.
Ameisen nutzen das Angebot menschlicher Nahrungsreste in der Stadt.
© Shutterstock, Bild 140265313
Raleigh (USA) - Ameisen können sich auf unterschiedliche Weise an das Leben in der Stadt anpassen. So haben einige Arten, die hauptsächlich auf Grünstreifen und Verkehrsinseln leben, ihre Ernährung zum Teil auf menschliche Nahrungsabfälle umgestellt. Andere dagegen suchen auf Bäumen am Straßenrand nach Essbarem und verschmähen Essensreste ganz. Das ergaben Untersuchungen amerikanischer Biologen in Stadtgebieten von New York. Sie analysierten den Gehalt an stabilen Kohlenstoffisotopen in Ameisen und konnten daraus Rückschlüsse auf die Ernährungsweise der Insekten ziehen. Demnach begünstigen insbesondere die Reste von Fast Food die Ausbreitung bestimmter Ameisenarten in manchen Bereichen der Stadt, berichten die Forscher im Fachblatt „Proceedings of the Royal Society B”.

„Das könnte erklären, warum Rasenameisen in der Lage sind, so große Populationen in Städten zu bilden: Sie fressen unseren Abfall“, sagt Clint Penick von der North Carolina State University in Raleigh. Sein Forscherteam analysierte das Verhältnis der beiden Kohlenstoffisotope C-12 und C-13 im Körper von Ameisen, um Hinweise auf die Ernährung der Tiere zu erhalten. Pflanzen wie Mais und Zuckerrohr haben im Vergleich zu anderen Nahrungspflanzen einen höheren Gehalt an C-13-Isotopen. Das gilt auch für daraus gewonnene Nahrungsmittel wie Rindfleisch und industrielle Lebensmittel. Denn Mais dient als Futtermittel für Rinder und vielen Lebensmitteln wird Zucker zugesetzt. Je mehr sich Wildtiere von solchen Essensresten ernähren, umso höher steigt der C-13-Anteil in ihrem Körper.

In Parks, auf Gehwegen und auf Grünstreifen der Straßen von Manhattan sammelten die Forscher mehr als hundert Proben von Ameisen, die sich 21 Arten zuordnen ließen. Die auf Gehwegen und Grünstreifen am häufigsten vorkommenden Rasenameisen der Gattung Tetramorium hatten die höchsten C-13-Werte, konsumierten also in großem Maß menschliche Nahrungsreste. Im Gegensatz dazu spielte diese Nahrungsquelle für Rasenameisen, die in Parks lebten, sowie für alle anderen dort lebenden Ameisenarten kaum eine Rolle. Auch Ameisen der Art Nylanderia flaviceps, die Grünstreifen besiedeln, verzehrten beträchtliche Mengen an Nahrungsabfällen. Darüber hinaus steigerte diese Spezies ihren Konsum fleischhaltiger Nahrung im Vergleich zu ihren Artgenossen in Parks, die sich mehr von pflanzlicher Kost ernährten.

Ganz anders wiederum die Zweifarbige Wegameise Lasius emarginatus: Diese Art findet man auch auf Gehwegen und Grünstreifen, aber sie verzehrt praktisch gar keine Speisereste. Vielmehr suchen die Ameisen ihre Nahrung auf den Bäumen. „Unsere Ergebnisse machen die komplexe Natur städtischer Ökosysteme deutlich“, sagt Penick. Ameisen verfolgen also ganz unterschiedliche Strategien, um sich in Städten auszubreiten. Während der gestiegene Konsum von Fast Food und Fertiggerichten der menschlichen Gesundheit schaden kann, profitieren einige in Städten lebende Tiere offenbar davon, schreiben die Autoren. Allerdings sei bisher noch nicht untersucht, ob es auch schädliche Auswirkungen dieser Ernährung auf die Tiere gibt.

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