Fast Food für die Stadtameisen
„Das könnte erklären, warum Rasenameisen in der Lage sind, so große Populationen in Städten zu bilden: Sie fressen unseren Abfall“, sagt Clint Penick von der North Carolina State University in Raleigh. Sein Forscherteam analysierte das Verhältnis der beiden Kohlenstoffisotope C-12 und C-13 im Körper von Ameisen, um Hinweise auf die Ernährung der Tiere zu erhalten. Pflanzen wie Mais und Zuckerrohr haben im Vergleich zu anderen Nahrungspflanzen einen höheren Gehalt an C-13-Isotopen. Das gilt auch für daraus gewonnene Nahrungsmittel wie Rindfleisch und industrielle Lebensmittel. Denn Mais dient als Futtermittel für Rinder und vielen Lebensmitteln wird Zucker zugesetzt. Je mehr sich Wildtiere von solchen Essensresten ernähren, umso höher steigt der C-13-Anteil in ihrem Körper.
In Parks, auf Gehwegen und auf Grünstreifen der Straßen von Manhattan sammelten die Forscher mehr als hundert Proben von Ameisen, die sich 21 Arten zuordnen ließen. Die auf Gehwegen und Grünstreifen am häufigsten vorkommenden Rasenameisen der Gattung Tetramorium hatten die höchsten C-13-Werte, konsumierten also in großem Maß menschliche Nahrungsreste. Im Gegensatz dazu spielte diese Nahrungsquelle für Rasenameisen, die in Parks lebten, sowie für alle anderen dort lebenden Ameisenarten kaum eine Rolle. Auch Ameisen der Art Nylanderia flaviceps, die Grünstreifen besiedeln, verzehrten beträchtliche Mengen an Nahrungsabfällen. Darüber hinaus steigerte diese Spezies ihren Konsum fleischhaltiger Nahrung im Vergleich zu ihren Artgenossen in Parks, die sich mehr von pflanzlicher Kost ernährten.
Ganz anders wiederum die Zweifarbige Wegameise Lasius emarginatus: Diese Art findet man auch auf Gehwegen und Grünstreifen, aber sie verzehrt praktisch gar keine Speisereste. Vielmehr suchen die Ameisen ihre Nahrung auf den Bäumen. „Unsere Ergebnisse machen die komplexe Natur städtischer Ökosysteme deutlich“, sagt Penick. Ameisen verfolgen also ganz unterschiedliche Strategien, um sich in Städten auszubreiten. Während der gestiegene Konsum von Fast Food und Fertiggerichten der menschlichen Gesundheit schaden kann, profitieren einige in Städten lebende Tiere offenbar davon, schreiben die Autoren. Allerdings sei bisher noch nicht untersucht, ob es auch schädliche Auswirkungen dieser Ernährung auf die Tiere gibt.
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