Fallstudie: Mundbakterien verursachen Totgeburt

Mangelnde Mundhygiene in der Schwangerschaft kann das Kind gefährden
Cleveland (USA) - Erreger von Zahnbettinfektionen können mit dem Blutstrom in andere Teile des Körpers gelangen. Besonders Schwangere sollten daher auf die Zahngesundheit achten, um das Baby nicht zu gefährden. Amerikanische Mediziner berichten jetzt von einem Fall, bei dem Mundbakterien für die Totgeburt einer Frau verantwortlich waren, die unter Zahnfleischbluten litt. In den Zahnfleischtaschen der Frau und in dem Baby wurden Fusobakterien nachgewiesen - Mikroben, die zur normalen Mikroflora der Mundhöhle zählen. Damit solche Bakterien nicht zu Infektionserregern werden, sollten nicht nur Schwangere bei Anzeichen einer Zahnfleischentzündung einen Zahnarzt aufsuchen, raten die Forscher im Fachblatt "Obstetrics & Gynecology".

"Alte Frauen erzählen, dass man für jedes Baby einen Zahn verliert - was mit bestimmten Veränderungen während der Schwangerschaft zusammenhängt", sagt Yiping Han von der Case Western Reserve University in Cleveland. So führt die veränderte Hormonproduktion bei 75 Prozent der Schwangeren zu Zahnfleischbluten. Das erhöht die Gefahr, dass ansonsten harmlose Mundbakterien in Blutgefäße eindringen und sich, begünstigt durch eine geschwächte Immunabwehr, im Körper ausbreiten können.

Einen solchen Fall rekonstruierten die Mediziner bei einer 35-jährigen Frau, die kurz vor dem Entbindungstermin unter Zahnfleischbluten litt und an einer Atemwegsinfektion erkrankte. Dadurch gelangte der Mundkeim Fusobacterium nucleatum über den Blutkreislauf in das ungeborene Kind, das dann an einer Sepsis starb und tot geboren wurde. Aufgrund von DNA-Tests erwiesen sich die in den Zahnfleischtaschen der Frau, in der Plazenta und in den Lungen des Babys gefundenen Fusobakterien als genetisch identisch. In Vagina und Mastdarm dagegen war dieser Bakterienstamm nicht nachweisbar. Gute Mundhygiene und zahnärztliche Kontrollen, so die Forscher, seien wichtige Vorsorgemaßnahmen - ganz besonders während der Schwangerschaft.

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Quelle: "Term Stillbirth Caused by Oral Fusobacterium nucleatum", Yiping W. Han et al.; Obstetrics & Gynecology, Vol. 115(2, Part 2), p. 442-445, doi: 10.1097/AOG.0b013e3181cb9955


 

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