Exakte Messungen bestätigen: Dauer normaler Schwangerschaften variiert stark

Noch unbekannte Faktoren verursachen oft große Abweichungen vom vorausberechneten Geburtstermin
Der Geburtstermin lässt sich auch bei normalem Schwangerschaftsverlauf nicht exakt vorhersagen.
Der Geburtstermin lässt sich auch bei normalem Schwangerschaftsverlauf nicht exakt vorhersagen.
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Durham (USA) - Die Dauer einer normal verlaufenden Schwangerschaft ist nicht bei allen Frauen gleich. Wie groß die Schwankungen sind und worauf diese Unterschiede beruhen, haben amerikanische Mediziner jetzt untersucht. Sie stellten fest, dass sich die Zeitspanne zwischen Empfängnis und Geburt individuell um bis zu fünf Wochen unterscheiden kann. Daher sei es derzeit nicht möglich, im Einzelfall den exakten Termin der natürlichen Geburt vorherzusagen, schreiben die Forscher im Fachblatt „Human Reproduction“. Weitere Forschungen seien nötig, um Ärzten bei ihrer Entscheidung zu helfen, eine Geburt künstlich einzuleiten oder nicht.

„Wir haben herausgefunden, dass die durchschnittliche Zeitspanne, gemessen vom Eisprung bis zur Geburt, bei 268 Tagen lag – also 38 Wochen und zwei Tage“, sagt Anne Marie Jukic vom National Institute of Environmental Health Sciences in Durham. Üblicherweise wird der voraussichtliche Entbindungstermin mit 280 Tagen nach dem ersten Tag der letzten Menstruation angegeben. Um diese unzuverlässige Schätzung zu präzisieren, versuchten Jukic und ihre Kollegen den Zeitpunkt des tatsächlichen Schwangerschaftsbeginns genauer zu ermitteln. Dazu nutzten sie Daten einer früheren Studie, an der 125 Frauen im Alter von durchschnittlich 29 Jahren teilgenommen hatten. Diese Frauen hatten in den Wochen vor und nach der Empfängnis täglich Urinproben abgegeben, deren Hormongehalt analysiert worden war. Aus den Hormonwerten ließ sich sowohl der Zeitpunkt des Eisprungs als auch das Datum der Einnistung des Embryos im Uterus bestimmen. Keines der Kinder war durch Kaiserschnitt oder nach künstlicher Auslösung der Wehen zur Welt gekommen.

Die gemessenen Schwangerschaftszeiten variierten um bis zu 37 Tage – auch nachdem sechs Frühgeburten bei der Auswertung ausgeschlossen worden waren. Bei älteren Frauen dauerte die Schwangerschaft länger als bei jüngeren. Frauen, die zuvor schon einmal überdurchschnittlich lange schwanger waren, entbanden auch das zweite Mal erst nach dem berechneten Termin. Die Dauer einer früheren Schwangerschaft sei möglicherweise ein nützlicher Anhaltspunkt für den zeitlichen Verlauf späterer Schwangerschaften, vermuten die Autoren. Je größer die Zeitspanne zwischen Eisprung und Einnistung des Embryos war, desto länger dauerte es dann auch bis zur Entbindung. Offenbar spielen Vorgänge in den ersten zwei Wochen nach Eisprung und Befruchtung eine wichtige Rolle für die Gesamtdauer der Schwangerschaft, so die Forscher. Ein in früheren Studien vermuteter Zusammenhang zwischen Schwangerschaftsdauer einerseits und Geschlecht des Kindes oder Körpergewicht der Mutter andererseits ließ sich nicht feststellen.

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