Essensduft als Aphrodisiakum
"Unsere Ergebnisse erklären die häufige Beobachtung, dass sich Drosophila melanogaster und andere Arten von Taufliegen hauptsächlich auf ihren Nahrungsquellen paaren", schreiben Richard Benton von der Universität Lausanne und seine Kollegen. Die Forscher untersuchten, was das Balzverhalten der Fliegen auslöst. Sie fanden heraus, dass dazu das Rezeptorprotein IR84a bestimmter Riechsinneszellen durch Andocken von Duftstoffmolekülen aktiviert werden muss. Die so erzeugten, in das Gehirn weitergeleiteten Signale sind für Balz und Paarung erforderlich. Allerdings zeigte sich, dass es keine von Weibchen produzierten Duftstoffe sind, die den Rezeptor aktivieren. Von 163 getesteten chemischen Substanzen waren drei dazu in der Lage. Zwei davon - Phenylessigsäure und Phenylacetaldehyd - sind Inhaltsstoffe vieler Früchte und anderer Pflanzenteile, die den Fliegen als Nahrung dienen.
Mit reifen Bananen oder Kaktusfeigen wie auch mit den Reinsubstanzen konnten die Forscher die Balz der Männchen in Gegenwart eines Weibchens verstärken. Genetisch veränderte Männchen, denen das Gen für den IR84a-Rezeptor fehlte, paarten sich deutlich seltener. Nach einem Drosophila-Pheromon der Weibchen, das zur Stimulation der Männchen auch nötig ist, wird noch gesucht. Die Biologen schließen aus ihren Experimenten, dass die beiden leicht flüchtigen pflanzlichen Inhaltsstoffe und Pheromone der Weibchen zusammenwirken müssen, um Signalwege im Gehirn zu aktivieren, die das Balzverhalten auslösen. Das sei ein ungewöhnlicher, aber effektiver Mechanismus, der sich bei Taufliegen entwickelt habe, damit Paarung und Eiablage an einem Ort mit ausreichendem Nahrungsangebot für den Nachwuchs erfolgen. Vorerst ungeklärt bleibt, ob auch andere Tierarten Signale aus der Umwelt als Aphrodisiakum nutzen.