Erhöhtes Demenzrisiko bei großem Zahnverlust

Alte Menschen mit weniger als zwanzig Zähnen erkranken eher an Alzheimer als Gleichaltrige mit einer geringeren Anzahl von Lücken im Gebiss
Zahnverlust ist ein Zeichen für ein erhöhtes Demenzrisiko im Alter.
Zahnverlust ist ein Zeichen für ein erhöhtes Demenzrisiko im Alter.
© JASFUS / gemeinfrei
Fukuoka (Japan) - Unbehandelte Zahnerkrankungen wie Parodontitis verursachen nicht nur Zahnausfall, sondern können lang andauernde Entzündungsreaktionen im ganzen Körper auslösen. Das wirkt sich auf verschiedene Weise negativ auf die Gesundheit aus. Jetzt zeigt eine japanische Studie, dass das Demenzrisiko alter Menschen bei großem Zahnverlust steigt. Wenn das Gebiss nur noch aus weniger als zwanzig Zähnen bestand, erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung um 60 bis 80 Prozent im Vergleich zu Gleichaltrigen, die noch mehr Zähne hatten. Tägliches Zähneputzen und regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt könnten demnach auch zum Erhalt der geistigen Gesundheit beitragen, schreiben die Forscher im „Journal of the American Geriatrics Society“.

„Unsere Ergebnisse betonen die klinische Bedeutung von Zahnpflege und Zahnbehandlung – insbesondere im Hinblick auf den Zahnerhalt – für die Verringerung des Demenzrisikos im Alter“, sagt Tomoyuki Ohara von der Kyushu University in Fukuoka. Zusammen mit seinen Kollegen wertete er Daten von 1566 japanischen Männern und Frauen aus, die mindestens 60 Jahre alt waren und noch keine Anzeichen einer Demenz zeigten. Im Verlauf von durchschnittlich 5,3 Jahren entwickelten 180 Personen eine Demenz. Bei 127 davon wurde eine Alzheimer-Krankheit diagnostiziert, bei 42 eine vaskuläre Demenz, die auf Durchblutungsstörungen des Gehirns beruht. Die Mediziner berücksichtigten als Einflussfaktoren bei der statistischen Auswertung Alter, Geschlecht, Beruf, Bildungsstand, Tabak- und Alkoholkonsum sowie einige Vorerkrankungen und fragten auch nach dem Ausmaß der Zahnpflege und der Häufigkeit der Zahnarztbesuche.

Im Vergleich zu Menschen mit mehr als 19 Zähnen erhöhte sich das generelle Demenzrisiko bei nur noch 10 bis 19 Zähnen um 62 Prozent, bei 1 bis 9 Zähnen um 81 Prozent und bei ganz fehlenden Zähnen um 63 Prozent. Auch das Risiko, speziell an Alzheimer zu erkranken, war bei denen mit starkem Zahnausfall größer als bei den anderen. Eine derartige Beziehung ergab sich für die vaskuläre Demenz nicht. Die exakte Diagnose der Demenzform erfolgte durch bildgebende Verfahren und bei Verstorbenen durch Untersuchung des Gehirns.

Für den nachgewiesenen Zusammenhang gebe es mehrere mögliche Erklärungen, schreiben die Forscher. Zum einen führt eine durch bakterielle Infektion verursachte Parodontitis, eine Hauptursache von Zahnausfall, zu chronischen Entzündungen auch in anderen Teilen des Körpers, wodurch das Risiko für Alzheimer steigt. Zum anderen bewirken die Kaubewegungen mit einem weitgehend vollständigen Gebiss eine verstärkte Durchblutung des Gehirns und erhöhen die Sauerstoffwerte im Blut. Fehlt ein großer Teil der Zähne, kann das auch die Ernährung verändern und ungenügend zerkaute Nahrung könnte einen negativen Einfluss haben. Außerdem ist eine mangelhafte Zahngesundheit ein Anzeichen für einen generell schlechten Gesundheitszustand, der in unterschiedlicher Form zur Entwicklung einer Demenz beitragen kann. Die Erhaltung gesunder Zähne sei daher wichtig, so die Autoren, um kognitive Hirnfunktionen im Alter zu erhalten und das Demenzrisiko zu senken.

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