Erhöhen Intimrasuren das Infektionsrisiko beim Sex?

Studie belegt Zusammenhang zwischen Schamhaarentfernung und der Wahrscheinlichkeit bakterieller und viraler Infektionen – ursächliche Beziehung aber nicht erwiesen
Voll entwickeltes und ungekürztes männliches Schamhaar
Voll entwickeltes und ungekürztes männliches Schamhaar
© Broome (gemeinfrei)
San Francisco (USA) - Seit etwa zwanzig Jahren steigt die Zahl der Männer und Frauen, die im Rahmen der Intimpflege ihre Schamhaare kürzen oder vollständig entfernen. Diese Menschen erkranken eher an sexuell übertragbaren Infektionen als die anderen, berichten jetzt amerikanische Mediziner. Je häufiger und intensiver die Schamhaare entfernt wurden, desto größer war zum Beispiel das Risiko für Herpes, Syphilis, Genital- oder Dellwarzen. Die Beobachtungsstudie weist jedoch keine ursächliche Beziehung nach. Einerseits erleichtern Hautverletzungen, die bei der Intimrasur entstehen, das Eindringen bakterieller und viraler Erreger. Andererseits könnte unabhängig davon das Infektionsrisiko für Personen, die sich Schamhaare entfernen, allein deshalb größer sein, weil sie möglicherweise beim Sexualverkehr auch generell leichtsinniger sind, schreiben die Forscher im Fachblatt „Sexually Transmitted Infections“.

„Weitere Studien müssen nun die Mechanismen aufklären, die unseren Befunden zugrunde liegen“, schreiben Benjamin Breyer von der University of California in San Francisco und seine Kollegen. Daraus könnten sich dann neue Strategien ergeben, um das Risiko zu verringern, sich beim Sex zu infizieren. So wäre möglicherweise davon abzuraten, schon kurz nach einer Intimrasur Geschlechtsverkehr zu haben. Sexuell übertragbare Erkrankungen gehören zu den häufigsten Infektionen erwachsener Menschen. Dazu zählen solche durch Bakterien wie Gonokokken, Chlamydien und Treponema pallidum sowie Herpes-, Papillom- und HI-Viren, daneben aber auch ein Befall mit Filzläusen.

Die landesweite repräsentative Stichprobe US-amerikanischer Bürger bestand aus 7580 Menschen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren. Diese gaben an, ob, wie oft und auf welche Weise sie ihre Schamhaare kürzten und wie viele Sexualpartner sie hatten. Insgesamt praktizierten 74 Prozent der Befragten diese Form der Intimpflege, unter den Frauen waren es 84 Prozent. Davon entfernten 17 Prozent ihre Schamhaare mehr als elfmal im Jahr vollständig, während 22 Prozent die Haare täglich oder wöchentlich kürzten. Die bevorzugten Methoden waren Nass- und Trockenrasur sowie der Einsatz von Scheren. Andere Verfahren wie Waxing wurden kaum genutzt. Wer es beim natürlichen Wuchs der Schamhaare beließ, war im Schnitt etwas älter als die anderen, hatte geringfügig weniger Sexualpartner und seltener Geschlechtsverkehr. In dieser Gruppe kam es in der Vergangenheit bei 8 Prozent mindestens einmal zu einer sexuell übertragenen Infektion, in der anderen Gruppe waren es mit 14 Prozent deutlich mehr. Insgesamt erkrankten 943 Personen mindestens schon einmal an einer solchen Infektion. Darunter waren 196 Fälle von Filzlausbefall.

Bei gleichem Alter und gleicher Zahl bisheriger Sexualpartner hatten die Schamhaarentferner für alle Krankheitsformen zusammengenommen ein durchschnittlich 80 Prozent höheres Infektionsrisiko als die anderen. Bei extrem starker oder extrem häufiger Haarentfernung stieg dieses Risiko bei einigen Krankheitstypen sogar auf das drei- bis vierfache des Wertes der Vergleichsgruppe. Entgegen der Erwartung verringerte eine Intimrasur die Wahrscheinlichkeit eines Läusebefalls nicht. Ob das Kürzen oder Entfernen der Schamhaare tatsächlich die Anfälligkeit für sexuell übertragene Krankheiten erhöht, lässt sich aus den Daten dieser Studie nicht definitiv schließen. Die Forscher halten es aber für möglich, dass Hautreizungen und kleine Verletzungen bei der Rasur das Eindringen von Syphiliserregern, Papillom- und Herpesviren begünstigen. Es sei aber auch nicht ausgeschlossen, dass ein großer Teil der Schamhaarentferner Menschen sind, die generell höhere Risiken beim Sexualverhalten eingehen und sich deshalb eher infizieren. Daher sollten bei Folgestudien die Teilnehmer auch nach ihren Sexualpraktiken befragt werden, damit dieser Einflussfaktor bei der Auswertung der Daten berücksichtigt werden kann.

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