Erdbeben-Sensoren offenbaren Verkehrsströme

Geophysiker entwickeln günstiges und zuverlässiges System, um Verkehrsdaten für Stadtplaner zu erheben
Engmaschiges Geophon-Netzwerk in Long Beach: Jedes Dreieck zeigt die Position eines Erdbebensensors.
Engmaschiges Geophon-Netzwerk in Long Beach: Jedes Dreieck zeigt die Position eines Erdbebensensors.
© Riahi/Scripps Oceanographic Institution/Google Earth
Indianapolis (USA) - Tausende Sensoren messen in Kalifornien kleinste Bodenbewegungen, um möglichst früh Hinweise auf gefährliche Erdbeben zu liefern. In Long Beach nutzten nun amerikanische Geophysiker ein engmaschiges Detektornetzwerk, das vor wenigen Jahren zur Kartierung eines unterirdischen Ölfelds installiert wurde. Nun soll es von Menschen verursachte Erschütterungen analysieren. Wie die Wissenschaftler auf der Jahrestagung der Acoustical Society of America in Indianapolis berichten, konnten sie die Bewegungen von U-Bahnen, Lastwagen und startenden Flugzeugen dank der winzigen, seismischen Signalen genau verfolgen. So lassen sich mit dieser ungewöhnlichen Methode innerstädtische Verkehrsströme ohne Kameraüberwachung und aufwendige Satellitenortung analysieren.

„Innerstädtischer Verkehr erzeugt nicht nur viel Lärm, sondern lässt auch den Boden wackeln“, sagt Nima Riahi von der Scripps Institution of Oceanography. Menschen nehmen diese Erschütterung nur selten wahr. Doch mit dem Netzwerk aus 5.300 Geophonen ließen sich diese zahlreichen Minibeben genau aufzeichnen. In Long Beach befindet sich über ein 70 Quadratkilometer großes Areal etwa alle 100 Meter ein hoch empfindliches Geophon. Dieses Netzwerk sollte ursprünglich nicht nur Erdbeben registrieren, sondern auch die Suche nach Erdöllagerstätten im Untergrund erleichtern. Die nun gewonnenen Messdaten waren so genau, dass Riahi und Kollegen darin jede U-Bahn, jedes startende Flugzeug und viele Lastwagen erkennen konnten.

Für jede Stadt ist die Entwicklung der Verkehrsströme ausgesprochen wichtig, um die Infrastruktur und Lärmschutzmaßnahmen stetig anzupassen. Mit den Erdbebensensoren könnten diese Daten nun ohne aufwendige Verkehrszählungen oder Kameraüberwachungen schnell und günstig erhoben werden. „Über die Erschütterungen des Bodens können wir sogar zwischen Industriegebieten, Büro- oder Wohnvierteln unterscheiden“, sagt Riahi. Über das dafür nötige Netzwerk an Sensoren verfügen allerdings nur wenige Städte in Regionen mit großer Bebenaktivität wie in Kalifornien oder auch in Japan.

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