Eisbären und Ringelrobben leiden unter steigender Quecksilber-Belastung

Forscher: Auslöser für die zunehmende Schwermetall-Vergiftung der arktischen Tierwelt ist der Klimawandel
Ringelrobben in der Arktis leiden unter Quecksilber
Ringelrobben in der Arktis leiden unter Quecksilber
© NSF/Lee Cooper
Kopenhagen (Dänemark) - Eisbären, Ringelrobben und Narwale im Nordpolarmeer sind immer stärker mit Quecksilber belastet. Zu diesem Ergebnis kommt ein Konsortium internationaler Arktisforscher im Rahmen des Arctic Monitoring and Assessment Programme (AMAP). Gut ein Fünftel der Tiere, die in den vergangenen Jahren untersucht wurden, zeigten in ihrem Körpergewebe erhöhte Konzentrationen des giftigen Schwermetalls. Die Ursache für diesen Anstieg sehen die Wissenschaftler in den deutlich ansteigenden Temperaturen in der Arktisregion infolge des Klimawandels. So gelange das über Jahrzehnte in Permafrostböden und Eis gespeicherte Quecksilber in die Nahrungskette. Über diese Ergebnisse berichteten die Forscher heute auf einer Arktis-Fachkonferenz in Kopenhagen.

In Europa, Kanada und Russland setzten vor allem Kohlekraftwerke seit Beginn der Industrialisierung Quecksilber in die Atmosphäre frei. Über Niederschläge gelangte das Schwermetall auch in die nördliche Polarregion und wurde dort über Jahrzehnte in Eis und Böden konserviert. Obwohl die Quecksilber-Emission der Kraftwerke seit den 1970er Jahren stark zurückging, sind erst heute höhere Schwermetall-Konzentrationen in der arktischen Tierwelt nachweisbar. Verantwortlich seien laut AMAP-Forscher die besonders in den vergangenen fünf Jahren ansteigenden Durchschnittstemperaturen in der Arktis. Diese Folge des Klimawandels lässt Permafrostböden auftauen sowie Gletscher schmelzen und bildet damit den wichtigsten Auslöser für die steigende Quecksilberbelastung.

Zwtl.: Vergiftungsrisiko für Inuit-Stämme steigt an

Konkrete Symptome einer Quecksilbervergiftung konnten die Wissenschaftler bei den Tieren bisher nicht feststellen. Dennoch steige das Krankheitsrisiko mit zunehmender Erwärmung und Eisschmelze an. Nicht nur Eisbären, Seevögel und Robben seien davon betroffen, sondern auch Inuit-Stämme in Kanada und Grönland. Vor allem die hochgiftige Verbindung Methylquecksilber könnte sich über die Nahrungskette in Muskelgewebe, Leber und Niere anreichern. Da Robben, Wale und einige Fischarten auf dem traditionellen Speisezettel der Inuit stehen, seien besonders Schwangere und Kleinkinder gefährdet. "Denn Quecksilber beeinflusst die Embryonalentwicklung und schädigt Nerven- und Kreislaufsysteme", berichten die AMAP-Forscher.

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Quelle: "Mercury levels in Arctic wildlife on the rise", 2011 AMAP Mercury Assessment, Kopenhagen, Mai 2011


 

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