Einseitig: Tauben brauchen den richtigen Riecher

Zur Orientierung mithilfe olfaktorischer Reize nutzen die Vögel in erster Linie ihr rechtes Nasenloch
Die Nasenlöcher bei Tauben arbeiten bei der Orientierung nicht gleich effizient
Die Nasenlöcher bei Tauben arbeiten bei der Orientierung nicht gleich effizient
© Felix Abraham
Pisa (Italien) - Tauben brauchen offenbar ihr rechtes Nasenloch, um schnell und sicher ihren Weg nach Hause zu finden. Die Vögel navigieren nicht nur über visuelle Orientierungsmarken, sondern legen sich auch eine so genannte olfaktorische Karte an: Während sie in ihrem Schlag sitzen, haben sie ausreichend Gelegenheit, zu lernen, aus welchen Richtungen welche Gerüche auf sie einströmen. Diese Informationen führen sie sicher in die richtige Richtung, bis sie wieder örtliche Merkmale der Landschaft nutzen können. Für die Navigation per Nase nutzen sie allerdings primär ihr rechtes Nasenloch, erläutern italienische Forscher im "Journal of Experimental Biology".

"Die rechten und die linken olfaktorischen Systeme sind nicht gleich effizient darin, olfaktorische Hinweise zu verarbeiten", sagt Anna Gagliardo von der Universität von Pisa. Manch frühere Studie hätte darauf hingewiesen, dass ein Ungleichgewicht bestehen könnte und dass das rechte Nasenloch wichtiger für die Orientierung ist. Um dies näher zu untersuchen, hatten Gagliardo und ihre Kollegen bei Pisa aufgewachsenen Tauben entweder das rechte oder das linke Nasenloch blockiert und die Vögel gut 40 Kilometer von der Heimat entfernt freigelassen. Die Heimwege der Tiere verfolgten sie mithilfe von GPS-Signalen und kontrollierten so, ob die Nasenlochblockade einen Einfluss auf die Fähigkeit hatte, effizient nach Hause zu finden.

Tatsächlich verrieten die Flugrouten der Tauben: Mit einem verstopften rechten Nasenloch taten sie sich deutlich schwerer. Die Route war weitaus verworrener, die Tauben hielten häufiger an und verbrachten mehr Zeit damit, diese Zwischenstop-Plätze zu erkunden, als Artgenossen, die Luft durch ihr rechtes Nasenloch bekamen. Die Forscher vermuten, dass die Tauben mit blockiertem rechtem Nasenloch versuchten, zusätzliche Informationen für die Navigation zu sammeln. Das Verhalten der Tauben legt nahe, dass das linke Nasenloch weniger empfindlich für Geruchshinweise ist als das rechte und dass das rechte offenbar eine spezielle Rolle bei der Verarbeitung der Geruchsinformationen spielt.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Olfactory lateralization in homing pigeons: a GPS study on birds released with unilateral olfactory inputs", A. Gagliardo et al.; Journal of Experimental Biology (S. 593)


 

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