Durchfallerreger: Übertragung von Noroviren zwischen Mensch und Hund ist möglich

Indirekte Hinweise bestätigen, dass sich auch Hunde mit dem menschlichen Virustyp infizieren können – Ansteckung von Menschen durch Hundekot noch nicht erwiesen
Künstlerische Darstellung eines Norovirus-Partikels
Künstlerische Darstellung eines Norovirus-Partikels
© Shutterstock, Bild 244441939
Cambridge (Großbritannien) - Noroviren sind eine häufige Ursache für Ausbrüche von Magen-Darm-Grippe auf Kreuzfahrtschiffen, in Pflegeheimen und Kasernen oder bei Restaurantbesuchern. Andere Norovirus-Typen, die sich von den menschlichen Formen unterscheiden, können Brechdurchfälle bei Haustieren auslösen. Doch jetzt berichten britische Mediziner, dass das Virus von erkrankten Menschen wahrscheinlich auch auf Hunde übertragbar ist. Ob die Tiere daran erkranken und ob sich Menschen durch Kontakt mit infizierten Hunden anstecken können, sei aber noch nicht erwiesen, schreiben die Forscher im „Journal of Clinical Microbiology”. Bis zur endgültigen Klärung dieser Frage empfehlen sie hygienische Vorsichtsmaßnahmen beim Umgang mit erkrankten Tieren.

„Ich kenne viele Geschichten von Menschen und Hunden, die zusammen in einem Haus leben und gleichzeitig eine Gastroenteritis haben, doch es gibt nur wenig wissenschaftliche Forschung zu diesem Thema“, sagt Sarah Caddy von der University of Cambridge. Sie werde oft von Hundebesitzern gefragt, ob Infektionen vom Menschen auf Hunde übertragbar und ob umgekehrt infizierte Hunde eine Infektionsquelle für Menschen sind. Caddy und ihre Kollegen suchten zunächst nach Anzeichen dafür, dass Norovirus-Typen, die beim Menschen Brechdurchfälle verursachen, auch Darmzellen von Hunden befallen können. Der erste Schritt einer Infektion besteht darin, dass die Viren an speziellen Strukturen aus Kohlenhydraten auf der Zelloberfläche andocken. Die Forscher fanden auf Zellen der Darmschleimhaut von Hunden genau dieselben Andockstellen wie beim Menschen. Sieben unterschiedliche Typen menschlicher Noroviren waren in der Lage, sich dort anzulagern. Ein Eindringen in die Zellen und die Vermehrung der Viren haben die Wissenschaftler allerdings noch nicht nachgewiesen.

Einen indirekten Hinweis darauf lieferten jedoch Analysen von Blutproben: In jeder siebten Probe von insgesamt 325 Hunden fanden die Forscher Antikörper gegen das Norovirus. Das spricht dafür, dass sich die Viren in diesen Tieren auch vermehrt hatten, wodurch das Immunsystem aktiviert worden war. Andererseits waren in Kotproben von 248 Hunden – darunter 67 mit schwerer Darmerkrankung – keinerlei Noroviren nachweisbar. Anderen Forschern ist es dagegen in wenigen Fällen gelungen, die Viren im Hundekot aufzuspüren. Möglicherweise werden, beschränkt auf eine kurze Krankheitsphase, nur sehr wenige Viren ausgeschieden. Selbst bei Menschen mit erwiesener Norovirusinfektion sei der genetische Virustest im Kot nur in 18 Prozent der Fälle positiv, schreiben die Autoren.

Ob menschliche Noroviren bei Hunden tatsächlich eine Darmerkrankung auslösen können, müssen entsprechende Tierexperimente noch klären. Wenn die Erreger vom Hund ausgeschieden werden, wäre eine Übertragung auf den Menschen nicht nur möglich sondern sogar wahrscheinlich. Denn nach Angaben der Forscher reichen für eine Infektion bereits 18 Viruspartikel aus. Generell sei aber die Bedeutung von Hunden als Überträger im Vergleich zu einer Übertragung von Mensch zu Mensch wohl nur als gering einzuschätzen. Dennoch sollten Hundebesitzer das Ansteckungsrisiko von Tier und Mensch bei Durchfallerkrankungen verringern, indem sie vorsorgliche Hygienemaßnahmen wie Hände- und Flächendesinfektion ergreifen, sagt Caddy.

Eine Infektion durch Noroviren erfolgt durch Erbrochenes oder auf „fäkal-oralem“ Weg. Die ausgeschiedenen Erreger gelangen dabei direkt oder mit verunreinigten Lebensmitteln in den Mund. Nach einer kurzen Inkubationszeit von einigen Stunden bis zwei Tagen setzt heftiger Brechdurchfall ein, der aber meist schon nach drei Tagen überstanden ist. Bei starkem Flüssigkeitsverlust sind Kinder und ältere Menschen besonders gefährdet. Neben den Rotaviren zählen Noroviren zu den häufigsten nicht bakteriellen Durchfallerregern des Menschen.

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