Die zwei Formen des Placeboeffekts
"Wir wollten verstehen, ob ein Placeboeffekt - wenn es ihn gibt - objektiv messbar ist und gleichzeitig auch subjektiv empfunden wird, und ob verschiedene Arten von Placebos ähnliche Effekte erzielen", sagt Michael Wechsler von der Harvard Medical School in Boston. An der Studie nahmen 39 Patienten mit chronischem Asthma teil, von denen jeder zwölf Mal einen Arzt aufsuchte. Eine der dann erfolgten Behandlungen bestand in der Inhalation des Asthmamittels Salbutamol, das verengte Luftwege wieder weitet. Alternativ wurden zwei Arten von Placebos eingesetzt: eine Inhalation ohne Wirkstoff oder eine Scheinakupunktur. Als Vergleich dieser drei Behandlungsformen dienten Arztbesuche, bei denen gar keine Behandlung erfolgte. Jeder Proband wurde im Verlauf einiger Wochen jeweils dreimal auf jede der vier Arten behandelt.
Nach Einsatz des Asthmamedikaments verbesserte sich die Atemfunktion um 20 Prozent. Beide Placebotherapien bewirkten eine Verbesserung um 7 Prozent. Denselben Erfolg hatte aber auch der Arztbesuch ohne jede Behandlung. Hinsichtlich der gemessenen Lungenfunktion gab es also keinen objektiv nachweisbaren Placeboeffekt. Dennoch verspürten die Patienten eine positive Wirkung beider Placebos: Sie empfanden eine gleichermaßen deutliche Linderung ihrer Symptome nach Inhalation des Medikaments oder des Scheinmedikaments wie auch nach der Scheinakupunktur - im Gegensatz zur ganz unterlassenen Behandlung. "Die Placebos bewirkten offensichtlich genauso effektiv wie das Medikament, dass sich die Menschen besser fühlten", sagt Ted Kaptchuk, der Leiter des Forscherteams. Es sei klar, dass allein schon das Ritual einer Behandlung eine starke Wirkung auf den Patienten habe. Placebos müssten auch weiterhin ein wichtiges Element klinischer Studien bleiben. Doch seien zusätzliche Kontrollen nötig, um beide Placeboeffekte zu erfassen.