Der Geist blitzt in der Amygdala

Wenn der Mensch einen Geistesblitz hat, werden Gehirnregionen aktiv, die Forscher hierbei bisher nicht vermutet haben
Rehovot (Israel) - Bleiben Erkenntnisse, die auf einem Aha-Erlebnis beruhen, länger im Gedächtnis? Wo spielen sie sich ab? Durch Simulationen von Geistesblitzen und die Beobachtung der Gehirnaktivität sind amerikanische Forscher jetzt zu überraschenden Erkenntnissen gelangt.

"Vieles unserer Gedächtnisleistung beruht auf Lernroutinen", erklärt Kelly Ludmer aus der Forschungsgruppe um um Yadin Dudai vom Weizmann Institute of Science. "Aber wir saugen auch große Informationsblöcke in uns auf, die wir nur mit einem halben Auge wahrnehmen. Eine plötzliche Erkenntnis ist ein Moment-Ereignis, das oft gut erhalten im Gedächtnis bleibt."

Versuchspersonen bekamen Bilder von bekannten Personen oder Gegenständen vorgelegt, die zum großen Teil durch Tintenflecke verfremdet wurden. Die Probanden sollten erkennen, um wen oder was es sich handelte. Das Gefühl, das die Versuchspersonen erlebten, wenn sie eine Person oder einen Gegenstand erkannten, war ähnlich dem typischen Aha-Erlebnis. Diese Aufgabe wiederholten die Versuchspersonen bei Dutzenden von Bildern. Einige Tage später wurden den Probanden einige dieser verfremdeten Bilder erneut vorgelegt, dazu einige bisher nicht gezeigte. Das Team wollte herausfinden, ob Inhalte, die mit einem Aha-Erlebnis verbunden waren, länger im Gedächtnis blieben. Es zeigte sich, dass einige Erinnerungen an die Abbildungen schon verloren gegangen waren. Aber die Bilder, die etwa eine Woche im Gedächtnis geblieben waren, hätten gute Chancen, dauerhaft im Gedächtnis zu bleiben, so die Forscher.

Um zu sehen, was im Gehirn passiert, wenn Menschen ein Aha-Erlebnis haben, beobachteten die Forscher bei den ersten Aufgaben und dem Erkennen der Personen und Gegenstände die Gehirnaktivität der Probanden mit Hilfe der Magnetresonanz-Tomografie. Dabei zeigte sich, dass unter den Gehirnregionen, die beim Geistesblitz Aktivität zeigten, auch der so genannte Mandelkern (Amygdala) war. Die Amygdala gilt als wichtige Gehirnregion, wenn es um Emotionen geht. Mit Erkenntnissen und Geistesblitzen wurde sie bisher jedoch nur dann in Verbindung gebracht, wenn es um emotionsgeladene Erkenntnisse ging. Die Bilder in diesen Experimenten jedoch zeigten nichts Aufregendes oder Aufwühlendes.

Mehr noch, die Aktivität des Mandelkerns erlaubte Voraussagen darüber, ob ein Versuchsteilnehmer ein verfremdetes Bild auch später noch einmal erkennen würde. "Unsere Forschung zeigt zum ersten Mal, dass die Amygdala wichtig ist für die Schaffung von Langzeiterinnerungen. Dabei muss die gelernte Information noch nicht einmal emotional sein. Die Amygdala ist auch dann aktiv, wenn es zu einer Umorganisation von Informationen im Gehirn kommt, wie es bei einer Wahrnehmungsänderung der Fall ist", sagt Ludmer. "Die Amygdala scheint das Erkenntnis-Ereignis zu bewerten und zu entscheiden, ob es wert ist, im Gedächtnis bewahrt zu werden."

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Quelle: Weizmann Institute of Science


 

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