Den Hunger einfach austricksen?

Wahrnehmung und Erwartung über den Gehalt von Speisen und Getränken spielen eine wesentliche Rolle für Hunger- und Sättigungsgefühl
Pittsburgh (USA) - Eine kleine Manipulation der Wahrnehmung, was den tatsächlichen Gehalt einer Mahlzeit betrifft, kann womöglich ein Schlüssel zum erfolgreichen Abnehmen sein. Allein die Annahme, wie gehaltvoll und sättigend eine Speise oder ein Getränk ist, beeinflusst nämlich offenbar, wie sehr sie tatsächlich sättigt. Was wir glauben und erwarten, spielt bei Sättigungs- und Hungergefühl damit eine nicht unwesentliche Rolle. Das zeigt eine Studie, über die britische Forscher auf der Jahrestagung der "Society for the Study of Ingestive Behavior" (SSIB) in Pittsburgh berichteten. Die Menge an Essen zu kontrollieren, könnte ihren Ergebnissen zufolge schlicht eine Frage der Wahrnehmung sein.

"Der Umfang, in dem eine Speise den Hunger stillen kann, wird nicht allein von ihrer physikalischen Größe, ihrem Energiegehalt und so weiter bestimmt", erläuterte Jeff Brunstrom von der University of Bristol. "Stattdessen wird er beeinflusst von früheren Erfahrungen mit einer Speise, was unsere Überzeugungen und Erwartungen über die Sättigung beeinflusst. Dies hat einen unmittelbaren Effekt auf die Portionsgröße, die wir wählen, und einen Effekt auf den Hunger, den wie nach dem Essen verspüren." Die Forscher hatten in zwei Experimenten untersucht, wie sehr sich die Erwartung auf Sättigung und Hunger auswirkt. In einem ersten Versuch zeigten sie Freiwilligen die Zutaten eines Frucht-Smoothies - bei der Hälfte der Probanden war dies eine kleine Portion Früchte, bei der anderen Hälfte eine große Portion. Dann befragten sie die Versuchsteilnehmer nach der erwarteten Sättigung durch den Smoothie und danach wie satt sie vor und nach drei Stunden nach dem Genuss des Fruchtgetränkes waren. Diejenigen, die dachten eine größere Portion Früchte genossen zu haben, berichteten von merklich größerer Sättigung, obwohl alle Probanden die kleinere Portion erhalten hatten.

In einem zweiten Experiment manipulierten die Wissenschaftler eine Suppenschüssel und damit die tatsächliche und die wahrgenommene Menge an Suppe, die die Versuchsteilnehmer verzehrten. Mit einer versteckten Pumpe unterhalb der Suppenschüssel konnten die Forscher die Menge der Speise während des Essens von den Probanden unbemerkt erhöhen oder verringern. Drei Stunden nach dem Essen war nicht die Menge der tatsächlich gegessenen Suppe, sondern die wahrgenommene Menge an Suppe hilfreicher, um Hunger- und Sättigungsgefühle der Freiwilligen korrekt abzuschätzen.

Das Ergebnis, das die Erwartung vor und die Erinnerung nach dem Essen Appetit und Sättigungsgefühl eindeutig beeinflussen, könnte nach Meinung der Forscher auch eine hilfreiche Anregung liefern, wie Lebensmittel beschriftet werden sollten. "Die Angaben auf 'Light'- oder 'Diät'-Produkten könnten uns denken lassen, dass wir von solchen Speisen nicht gesättigt werden, was uns möglicherweise dazu bringt, danach mehr zu essen", warnte Brunstrom. "Ein möglicher Weg, dem entgegenzuwirken und die potenziellen Sättigungseffekte tatsächlich zu betonen, wäre, die sättigenden Eigenschaften einer Speise mit Beschriftungen wie 'sättigend' oder 'hungerstillend' hervorzuheben."

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: Annual Meeting of the Society for the Study of Ingestive Behavior (SSIB)


 

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