Böse Überraschung: EHEC-Bakterien im Plätzchenteig
"Der Verzehr von Plätzchenteig scheint insbesondere bei weiblichen Jugendlichen verbreitet zu sein", schreiben die Forscher um Karen Neil von den Centers for Disease Control and Prevention in Atlanta. Dass mit diesem Essverhalten ein Infektionsrisiko verbunden sein könnte, war bisher nicht bekannt. Die Wissenschaftler untersuchten zahlreiche Fälle von blutigen Durchfallerkrankungen, verursacht durch enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) vom Typ O157:H7. Dieser unterscheidet sich von den normalen E. coli-Darmbakterien durch die Produktion des sogenannten Shiga-Toxins. Der Erreger kommt natürlicherweise im Darm gesunder Rinder und Schafe vor und kann durch Verunreinigungen in Lebensmittel gelangen. Bisher nachgewiesene Infektionen ließen sich auf den Verzehr kontaminierter Fleischprodukte, verschiedener Gemüsesorten oder Sprossen zurückführen.
Im Jahr 2009 kam es in 30 Staaten der USA zu zahlreichen Krankheitsfällen. Eindeutig diagnostiziert wurden 77 überwiegend weibliche Patienten, von denen 35 in Krankenhäusern behandelt werden mussten. 33 davon gaben an, Fertigmischungen eines Plätzchenteigs roh gegessen zu haben. Andere Gemeinsamkeiten der Nahrungsaufnahme fanden sich nicht. Mehrere der Erkrankten hatten die Teigmischung nur zu dem Zweck gekauft, sie direkt zu verzehren, anstatt Plätzchen zu backen. Aus der gleichen Sorte des Fertigteigs konnten die Forscher drei verschiedene EHEC-Stämme nachweisen und im Labor anzüchten. Zwar ergaben genetische Analysen keine exakte Übereinstimmung mit den bei den Patienten gefundenen Erregern. Der Befund zeigte aber, dass solche Bakterien im Plätzchenteig enthalten sein können und lebensfähig bleiben. Erst beim Backen werden sie abgetötet.
Weitere Untersuchungen lieferten keine Hinweise auf eine gezielte Kontamination der Lebensmittel durch Bioterroristen. Mit welchem Bestandteil der Fertigmischung die Bakterien in das Produkt gelangt sind, ließ sich nicht mehr klären. Die Wissenschaftler halten aber verunreinigtes Mehl für die wahrscheinlichste Infektionsquelle. Um derartige Infektionen zukünftig auszuschließen, empfehlen die Forscher zum einen deutliche Hinweise auf der Verpackung, die vor einem Rohverzehr warnen. Zum anderen sollten die Produzenten sicherheitshalber ihr Produkt strenger kontrollieren und so herstellen, dass es auch bei direktem Verzehr unschädlich ist.