Bluttest ermöglicht Krebsnachweis

Eine aufwendige Analyse der gesamten DNA im Blutplasma erlaubt es, Krebspatienten von Gesunden zu unterscheiden
In Zukunft könnte eine Blutprobe für einen Krebstest genügen.
In Zukunft könnte eine Blutprobe für einen Krebstest genügen.
© Robert O'Dell, U.S. Navy (gemeinfrei)
Baltimore (USA) - Wenn sich irgendwo im Körper ein Tumor entwickelt, gelangen auch geringe Mengen an DNA der Krebszellen in den Blutkreislauf. Das reicht im Prinzip aus, um durch genetische Analyse einer Blutprobe eine Krebserkrankung nachzuweisen, berichten amerikanische Mediziner. Im Blutplasma von Patienten mit Darm- oder Brustkrebs fanden sie eindeutige Hinweise auf eine veränderte Zahl oder Struktur von Chromosomen sowie eine Häufung bestimmter krebsfördernder Gene. Noch sind die Kosten für einen routinemäßigen Einsatz des Verfahrens viel zu hoch. Aber in Zukunft könnte diese Technik eingesetzt werden, um ohne Biopsie genetische Informationen zu erhalten, die auch bei der Wahl der optimalen Krebstherapie hilfreich wären, schreiben die Forscher im Fachjournal „Science Translational Medicine“.

„Wir haben gezeigt, dass es prinzipiell möglich ist, durch Genomsequenzierung chromosomale Veränderungen von Krebszellen direkt im Blut nachzuweisen“, sagt Rebecca Leary aus dem Forscherteam von Victor Velculescu und Luis Diaz im Krebszentrum der Johns Hopkins University in Baltimore. Das Besondere an diesem genetischen Bluttest: Es wird nicht nach einer bereits bekannten krebstypischen DNA-Sequenz gesucht, sondern nach ganz unterschiedlichen Abweichungen von der normalen DNA-Struktur, die auf Krebs schließen lassen. Die Wissenschaftler untersuchten Blutproben von zehn Patienten, die an Brust- oder Darmkrebs im fortgeschrittenen Stadium litten. Als Kontrolle dienten Proben von zehn gesunden Menschen. Die gesamte im Blutplasma enthaltene DNA wurde vollständig sequenziert – ein Prozess, der etwa einen Monat dauerte.

Bei sämtlichen Krebspatienten entdeckten die Forscher DNA-Veränderungen, die bei den Gesunden nicht vorkamen. Dazu zählten eine veränderte Zahl einzelner Chromosomen, Rearrangements von DNA-Abschnitten innerhalb eines Chromosoms und eine Vervielfachung zweier Gene, die ein Krebswachstum fördern. Theoretisch könnte dadurch nahezu jede Tumorerkrankung nachgewiesen werden, ohne dass die Entnahme einer Gewebeprobe nötig wäre, schreiben die Autoren. Allerdings würde ein solcher Krebs-Bluttest zunächst keinen Hinweis auf Art und Lage des Tumors liefern. In einigen Fällen können die genetischen Informationen auch Auskunft darüber geben, ob ein bestimmtes Medikament gegen den vorliegenden Krebstyp wirksam ist oder nicht. Um mit dem jetzt praktizierten Verfahren Krebs im Frühstadium nachzuweisen, müsste die Empfindlichkeit der Methode noch erhöht werden, um die winzigen Mengen an DNA von Krebszellen im Blut aufspüren zu können. Das würde die Kosten weiter steigern. Bleibt die Hoffnung, dass der starke Trend fallender Preise für die DNA-Sequenzierung weiter anhält.

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg