Blaumeisen: Attraktive Weibchen machen Väter fürsorglicher

Die männlichen Vögel reagieren auf eine starke UV-Reflexion der blauen Kopfplatte ihrer Partnerin, indem sie die Nestlinge besser füttern
Brütende weibliche Blaumeise (Cyanistes caeruleus): Eine starke UV-Reflexion der blauen Kopfplatte signalisiert gute Gene der weiblichen Blaumeise und verstärkt die Brutpflege des Männchens.
Brütende weibliche Blaumeise (Cyanistes caeruleus): Eine starke UV-Reflexion der blauen Kopfplatte signalisiert gute Gene der weiblichen Blaumeise und verstärkt die Brutpflege des Männchens.
© Sylke Rohrlach (Schneetee), gemeinfrei
Wien (Österreich) - Attraktive Blaumeisenweibchen haben besonders viel Hilfe im heimischen Nest: Die Männchen machen es von der biologischen Fitness des Weibchens abhängig, wie viel Mühe sie sich beim Füttern des Nachwuchses geben. Als Qualitätsmerkmal für gute Gene dient ihnen die blaue Kopfplatte ihrer Partnerin, berichten österreichische Biologen. Vogelaugen nehmen auch die von den blauen Kopffedern ausgehende UV-Strahlung wahr. Je stärker sie ist, desto mehr lohnt es sich für das Männchen, viel Energie in die Nahrungsbeschaffung zu investieren. Denn nur dann haben die Küken gute Chancen zu überleben und seine Gene in die nächste Generation weiterzugeben. Das sei ein Beispiel dafür, dass nicht nur männliche Vögel dem Brutpartner über den Gefiederschmuck die biologische Fitness signalisieren, schreiben die Forscher im Fachblatt „Frontiers in Zoology“.

„Unsere Arbeit zeigt erstmals, dass das Verhalten männlicher Blaumeisen vom Federschmuck der Weibchen abhängt“, sagt Matteo Griggio vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung in Wien. Die Ergebnisse seiner Forschergruppe stehen im Einklang mit einer Theorie, nach der ein Elternteil die Intensität seiner Brutpflege der Qualität des Brutpartners anpasst. Für ihre Freilandstudie fingen die Biologen in der Brutzeit weibliche Blaumeisen (Cyanistes caeruleus), deren Küken gerade geschlüpft waren. Einem Teil der Vögel schmierten sie Fett mit einer UV-absorbierenden Substanz auf die Kopfplatte. Bei den anderen Tieren verwendeten sie das gleiche Fett ohne diesen Zusatz. Nach dem Freilassen beobachteten die Forscher das Verhalten der Männchen gegenüber seiner Brut und ermittelten die Gewichtszunahme der Nestlinge.

Die Männchen, deren Partnerin nur noch ein schwaches UV-Signal aussandte, fütterten die Jungen deutlich weniger als diejenigen, deren Weibchen das UV-Licht weiterhin reflektierten. Bei anderen Aktivitäten der männlichen Vögel, die dem Schutz des Nestes und der Verteidigung der Jungvögel dienten, ergaben sich keine Unterschiede. Das Verhalten der Weibchen war in beiden Gruppen gleich. Eigentlich hätte er erwartet, sagt Griggio, dass die weniger attraktiven Weibchen ihre Fütterungsaktivität verstärkten, um die nachlässige Fürsorge der Männchen zu kompensieren. Das war jedoch nicht der Fall.

Aus früheren Untersuchungen von Blaumeisen ist bekannt, dass eine hohe Intensität der UV-Reflexion der blauen Kopffedern die Attraktivität beider Geschlechter erhöht. So sind dadurch nicht nur Männchen erfolgreicher bei der Partnersuche. Auch Weibchen mit starkem UV-Signal zeigen einen höheren Fortpflanzungserfolg und längere Lebenszeit. Das spricht für die Zuverlässigkeit des optischen Merkmals bei der Beurteilung der biologischen Fitness. Wie die Männchen lassen sich übrigens auch die Weibchen in der Brutpflege dadurch beeinflussen, wie stark die blauen Kopffedern des Partners leuchten.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: „Female attractiveness affects paternal investment: experimental evidence for male differential allocation in blue tits“, Katharina Mahr et al.; Frontiers in Zoology (Online-Publikation), www.frontiersinzoology.com


 

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