Beweis im Topf: Die Maya nutzten Tabak

Physikalische Analysen eines Gefäßes belegen erstmals den Tabakgebrauch der mittelamerikanischen Hochkultur
Gefäß aus der klassischen Maya-Periode enthält nachweisbare Spuren von Tabak.
Gefäß aus der klassischen Maya-Periode enthält nachweisbare Spuren von Tabak.
© Library of Congress
Troy (USA) - Bilder und Hieroglyphen hatten längst verraten, dass die frühen Einwohner Mittelamerikas Tabakpflanzen anbauten und ihren Rauch in Ritualen einsetzten. Doch jetzt konnten US-Forscher in einem Tongefäß erstmals physische Spuren davon nachweisen. Mit Hilfe moderner physikalischer Analysetechniken belegten sie Nikotinreste und Abbauprodukte von Tabak in dem mehr als 1300 Jahre alten Töpfchen. Es ist nur rund sechs Zentimeter breit und hoch und Hieroglyphen darauf bedeuten „Heim seines/ihres Tabaks“. Die Reste seines Inhalts helfen besser verstehen, wie die Maya die Pflanze nutzten, berichten die Forscher im Fachblatt „Rapid Communications in Mass Spectrometry”.

Die Analyse “liefert seltene und eindeutige Beweise für die Übereinstimmung zwischen dem tatsächlichen Inhalt eines Gefäßes und Darstellung dieses Inhalts darauf“, schreiben Dmitri Zagorevski vom Rensselaer Polytechnic Institute und Jennifer Loughmiller-Newman von der University at Albany. Während letztere als Anthropologin auf rituelle Mahlzeiten der Maya spezialisiert ist, leitet Zagorevski das Proteomik-Projekt im Zentrum für Biotechnologie und Interdisziplinäre Studien (CBIS) am Rensselaer Institut. Dort nutzte er Analysemethoden, mit denen üblicherweise Proteine und Krankheitserreger untersucht werden - etwa Gaschromatographie mit Massenspektrometrie-Kopplung (GCMS) sowie Flüssigchromatographie mit Massenspektrometrie-Kopplung (LC/MS). In beiden Fällen hilft der erste Schritt, die Probesubstanz physikalisch aufzutrennen, während der zweite diese Einzelkomponenten nach Art, Struktur und Menge bestimmt.

Die Forscher hatten dabei das Glück, dass das fragliche Tontöpfchen die Zeit seit der klassischen Maya-Periode in Südmexiko um rund 700 nach Christus offenbar weitgehend unbeeinträchtigt überstanden hatte. Es stammt aus der mexikanischen Region Mirador und ist Teil einer Sammlung der US-Library of Congress. Anders als ähnliche Gefäße war es weder jemals mit anderen Inhalten gefüllt noch verschmutzt, erodiert oder gereinigt worden – was bei ähnlichen Objekten meist die chemische Analyse erschwert. So war das Ergebnis beider Methoden eindeutig: Der Bodensatz im Gefäß enthielt Nikotin, ebenso wie drei Oxidationsprodukte von Nikotin. Diese entstehen in der Natur, wenn Tabakblätter Luft und Bakterien ausgesetzt sind. Allerdings fanden sich keinerlei Abbauprodukte, die von verbranntem Tabak stammen – das zeigt nach Ansicht der Forscher, dass im Topf nur ungerauchte Blätter aufbewahrt wurden und er nicht etwa als Aschenbecher diente.

Dieser Nachweis ist einzigartig, denn bislang waren in keinem Gefäß aus jener Zeit physische Spuren von Tabak nachgewiesen worden. Dabei gelten die Maya lange als typische Nutzer dieser Genusspflanze, wenngleich der Einsatz von Tabakrauch – nach bildlichen Darstellungen zu urteilen – nur den Göttern sowie Priestern bei heiligen Zeremonien vorbehalten war. Nun wollen Zagorevski und Loughmiller-Newman ihre Analysemethoden auf weitere und unterschiedliche Arten von Gefäßen aus dem Altertum anwenden.

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Quelle: “The detection of nicotine in a Late Mayan period flask by gas chromatography and liquid chromatography mass spectrometry methods”, Dmitri V. Zagorevski & Jennifer A. Loughmiller-Newman; Rapid Communications in Mass Spectrometry, DOI: 10.1002/rcm.5339


 

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