Beste Freunde: Heterosexuelle Frauen mögen schwule Männer
„Unsere Ergebnisse zeigen, welche Faktoren die engen Beziehungen zwischen heterosexuellen Frauen und schwulen Männern beeinflussen“, schreiben die Forscher um Eric Russell von der University of Texas in Arlington. Ein wesentlicher Faktor sei offenbar die körperliche Attraktivität der Frau. Wer sehr gut aussieht, muss besonders häufig damit rechnen, von einem heterosexuellen Mann verführt oder von einer heterosexuellen Frau aus Neid unfair behandelt zu werden.
Das bestätigte eine der beiden Studien, an der 103 heterosexuelle Frauen und Männer im Alter von durchschnittlich 21 Jahren teilnahmen. Alle Probanden betrachteten Fotografien von 68 ebenfalls etwa 21 Jahre alten Frauen, deren Attraktivität zuvor von zehn unabhängigen Personen mit Hilfe einer Punkteskala von 1 bis 10 beurteilt worden war. Jeder Proband sollte sich vorstellen, die jeweils gezeigte Frau auf einer Party kennenzulernen. Jeder Mann schätzte die Wahrscheinlichkeit ein, mit der er versuchen würde, sie zum Sex zu überreden – auch durch Schmeicheleien und Lügen. Jede Frau beurteilte, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie die präsentierte Person als Konkurrentin bei der eigenen Partnersuche empfinden und auf diese Frau entsprechend feindselig reagieren würde. Wie erwartet intensivierte die körperliche Attraktivität der Frau die Versuche der Männer, sie mit allen Mitteln zu verführen. Auch das Konkurrenzverhalten der Frauen verstärkte sich mit zunehmender Attraktivität.
In der zweiten Studie wurden die fotografierten und nach ihrem Aussehen beurteilten Frauen selbst befragt. Zum einen sollten sie angeben, ob sie schwule Männer in Gesprächen über Liebesbeziehungen für ehrlicher hielten als Heteros. Zum anderen lieferte ein spezielles Spiel Auskunft darüber, wie viel ihnen die Freundschaft mit einer hetero- oder homosexuellen männlichen oder weiblichen Person wert wäre. Es stellte sich heraus, dass die befragten Frauen umso mehr eine enge Beziehung zu einem schwulen Mann wünschten, je attraktiver sie waren. Diese Einstellung sei wohl Teil der „Paarungsstrategie“ attraktiver Frauen, erklären die Autoren. Da für sie das Risiko besonders groß ist, von Heteros beiderlei Geschlechts getäuscht zu werden, würden sie eine Freundschaft mit schwulen Männern mehr zu schätzen wissen als weniger attraktive Frauen. Vom homosexuellen Mann könne sie auch eine höhere Wertschätzung unabhängig von sexuellen Interessen erfahren. Außerdem sei es eher möglich, in offenen Gesprächen über Beziehungen ehrliche Informationen zu erhalten, die ihr helfen, einen Partner zu finden.