Bestätigtes Vorurteil: Die Jugend ist materialistisch und arbeitsscheu

US-Forscher verglichen drei Generationen von Schulabgängern hinsichtlich ihrer Arbeitsethik und materieller Einstellung
Jugendtraum: eine Prachtvilla, für die man möglichst wenig arbeiten muss
Jugendtraum: eine Prachtvilla, für die man möglichst wenig arbeiten muss
© Huhu, Wikipedia, gemeinfrei
San Diego (USA) - Jeder kennt die uralte Phrase: Die Jugend verlottert. Sie will möglichst viel Luxus – und das bei möglichst wenig Arbeit. US-Forscher fanden jetzt in einer Studie heraus, dass dieses Vorurteil tatsächlich für viele heutige Jugendliche zuzutreffen scheint, zumindest in den Vereinigten Staaten. Die Wissenschaftler hatten drei Generationen von Schulabgängern hinsichtlich Arbeitsmoral und materialistischer Vorstellungen miteinander verglichen. Im Fachblatt „Personality and Social Psychology Bulletin“ schreiben sie von einer wachsenden Lücke zwischen materiellen Wünschen und Einsatzbereitschaft. Dabei spielt offenbar auch die allgegenwärtige Werbung eine entscheidende Rolle.

„Verglichen mit früheren Generationen wollen heutige Schulabgänger häufiger einen Haufen von Geld und Luxus, aber sind weniger bereit, hart für ihre Lebensziele zu arbeiten“, betont Jean M. Twenge von der San Diego State University. „Diese Lücke zwischen Fantasie und Realität wird von anderen Studien bestätigt, die auf einen zunehmenden Narzissmus sowie Anspruchsdenken hinweisen.“ Die Wissenschaftler hatten eine Studie mit 355.000 High-School-Absolventen ausgewertet. Diese waren zwischen 1976 und 2007 unter anderem hinsichtlich ihrer Einstellung zum Geld und ihrer Arbeitsmoral befragt worden. Die Teilnehmer hatten die Forscher in drei Gruppen eingeteilt: Die „Babyboomer“, die zwischen 1946 und 1964 geboren wurden und zwischen 1976 und 1982 an der Studie teilnahmen. Die 1983 bis 1999 befragte „Generation X“, die zwischen 1965 und 1981 geboren worden war. Schließlich die Gruppe der „Millennials“ oder „Generation me“, die 2000 bis 2007 interviewed wurde und 1982 bis 1999 zur Welt kam.

Von den „Millennials“ dachten 62 Prozent, dass es sehr wichtig sei, eine Menge Geld zu besitzen. Diese Einstellung hatten von den „Babyboomern“ nur 48 Prozent. Auf die Frage nach einem eigenen Haus lauteten die Zahlen 69 Prozent bei den Jüngeren und 55 Prozent bei den Älteren. Allerdings gaben 39 Prozent der „Millennials“ an, nicht hart für ihre angestrebten Ziele arbeiten zu wollen. Bei den „Babyboomern“ waren dies nur 25 Prozent gewesen. Der Materialismus hatte laut der Studie seinen Höhepunkt in den 80er und 90er Jahren, blieb seitdem aber auf einem hohen Niveau.

In ihrer Studie fanden die Wissenschaftler außerdem heraus, dass die Werbung offensichtlich eine große Rolle bei der Entwicklung des Materialismus bei den Jugendlichen spielt. Dies würde auch die Lücke zwischen Erwartungen und Arbeitsmoral erklären, so Twenge. „Denn Werbung zeigt kaum die Arbeit, die notwendig ist, um das Geld zu verdienen, das für den Kauf der gewünschten Produkte bezahlt werden muss.“ Ein weiteres Ergebnis der Studie ist der Einfluss einer voneinander abweichenden Anspruchshaltung und Einsatzbereitschaft auf die Gesundheit: Da sich die Lebensziele ohne entsprechendes Engagement kaum verwirklichen lassen, sind am Ende Depressionen, materialistische Ängste und Sorgen die Folgen.

Passendes Zitat für Info-Kasten: "Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte." (Sokrates, griechischer Philosoph, 469 – 399 v.Chr.)

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg