Bestätigt: Zebras Streifen gegen Blutsauger

Die Evolution des Fellmusters diente weniger einer Tarnung oder der Abschreckung von Raubtieren als dem Schutz vor Bremsen und Tsetsefliegen
Die biologische Funktion des Zebrafells lässt sich am ehesten als Schutz vor blutsaugenden Fliegen erklären.
Die biologische Funktion des Zebrafells lässt sich am ehesten als Schutz vor blutsaugenden Fliegen erklären.
© Caro et al.
Davis (USA) - Das schwarz-weiße Streifenmuster ihres Fells muss den Zebras irgendwie von Nutzen sein, sonst hätte sich dieses auffällige Merkmal im Lauf der Evolution nicht entwickelt. Jetzt haben amerikanische Biologen mehrere erklärende Hypothesen dazu geprüft und sind zu einer klaren Schlussfolgerung gelangt: Die Hauptfunktion der Streifen ist nicht die Tarnung oder eine Abschreckung von Raubtieren, nicht die Wärmeregulation in heißem Klima oder die Kommunikation innerhalb der sozialen Gruppe. Vielmehr profitieren die Tiere von dem Fellmuster, weil es Bremsen und Tsetsefliegen fernhält, berichten die Forscher im Fachblatt „Nature Communications”. Sie stellten fest, dass gestreifte Arten aus der Familie der Pferde nur im Verbreitungsgebiet der blutsaugenden Insekten vorkommen – unabhängig davon, ob im gleichen Lebensraum Raubtiere wie Löwen und Tiger leben.

„Jetzt gibt es eine Lösung für das Rätsel der Zebra-Streifen, worüber schon Wallace und Darwin diskutiert haben“, schreiben Tim Caro von der University of California in Davis und seine Kollegen. Grundlage für die Überprüfung der bisher vorliegenden Hypothesen waren die exakten Verbreitungsgebiete aller sieben wild lebenden Arten der Gattung Equus (Pferde). Grevyzebra, Steppen- und Bergzebra zeigen ausgeprägte schwarz-weiße Streifen am ganzen Körper. Beim Afrikanischen Wildesel ist nur der untere Teil der Beine gestreift. Die Körper der Asiatischen Wildesel, der Tibet-Wildesel sowie der Przewalski-Pferde weisen keine Streifen auf. Für die Studie wurden auch mehr als 20 Unterarten dieser sieben Spezies berücksichtigt.

Wenn sich das Fellmuster zum Schutz vor Raubtieren entwickelt hätte, müssten gestreifte Pferde hauptsächlich in solchen Regionen der Erde leben, in denen auch diese Räuber vorkommen. Das war für Löwe, Tiger und Tüpfelhyäne, die natürlichen Feinde der Pferde, aber nicht generell der Fall. Es bestand auch kein Zusammenhang zwischen Fellstreifen und dem Anteil von Waldgebieten im Lebensraum. Auch die maximalen Tagestemperaturen im Verbreitungsgebiet ließen nicht auf die Fellfärbung schließen. Das spricht gegen eine Schutzfunktion durch Tarnung und gegen eine Bedeutung für die Regulation der Körperwärme. Zwischen Streifenmuster und der Sozialstruktur oder der Größe der Gruppe, in der eine Art lebte, ergab sich ebenfalls keine statistisch relevante Beziehung. Daher dürften die Streifen als Signale für die soziale Kommunikation keine große Rolle spielen.

Dagegen ergab sich eine große Übereinstimmung zwischen dem Lebensraum gestreifter Pferde und dem Vorkommen blutsaugender Bremsen und Tsetsefliegen. Aus früheren Untersuchungen ist bekannt, dass diese Insekten schwarz-weiß gestreifte Flächen meiden. Beobachtungen deuten darauf hin, dass die Streifen die optische Erkennung aus größerer Entfernung erschweren. Und in Verhaltensexperimenten landeten die Fliegen häufiger auf rein weißen oder rein schwarzen Oberflächen als auf einem Streifenmuster.

Im Lebensraum der Zebras gibt es mehrere Arten blutsaugender Fliegen, die nicht nur lästig sind: Zum einen können häufig gestochene Huftiere unter einem erheblichen Blutverlust leiden. Zum anderen kann es bei der Blutmahlzeit zur Übertragung gefährlicher Krankheitserreger kommen. So übertragen Tsetsefliegen die Erreger der tödlichen Viehseuche Nagana. Aufgrund ihrer Ergebnisse halten es die Forscher daher für naheliegend, dass sich das gestreifte Fellmuster in Anpassung an die Bedrohung durch solche Insekten entwickelt hat.

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