Bestätigt: Langes Sitzen macht gebrechlich

Bewegung und Sport können die negativen Effekte eines sitzenden Lebensstils im Alter nicht ohne Weiteres ausgleichen
Viel zu sitzen kann das Risiko erhöhen, gebrechlich zu werden
Viel zu sitzen kann das Risiko erhöhen, gebrechlich zu werden
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Chicago (USA) - Im Seniorenalter könnte ein Dasein als Couchpotato besonders gefährlich sein. Viel Zeit im Sitzen zu verbringen, verstärkt das Risiko, später die einfachsten Alltagsaufgaben nicht selbstständig bewältigen zu können. Mehr noch: Selbst Sport kann das offenbar nicht ohne Weiteres ausgleichen, haben US-Forscher bei mehr als 2.000 Menschen jenseits der 60 beobachtet. Lange zu sitzen ist ihren Ergebnissen zufolge allein für sich genommen ein massiver Risikofaktor für Alltagseinschränkungen und Gebrechlichkeit, berichten sie im „Journal of Physical Activity & Health”. Sonstige Bewegung kann zwar durchaus ebenfalls eine Rolle spielen und sich positiv auf die Gesundheit und damit auf die Selbstständigkeit im hohen Alter auswirken. Dennoch erhöht langes Sitzen völlig unabhängig davon beinahe ebenso stark wie das Fehlen jeglicher körperlicher Betätigung die Wahrscheinlichkeit, sich im Alter nicht mehr alleine helfen zu können. Für jede Stunde am Tag, die jemand mehr sitzt, steigt das Risiko einer späteren Gebrechlichkeit um beinahe 50 Prozent.

„Viel sitzen ist nicht einfach nur ein Synonym für nicht ausreichende körperliche Aktivität“, erklärt Dorothy Dunlop von der Northwestern University Feinberg School of Medicine. „Wir haben erstmals gezeigt, dass sitzende Verhaltensweisen mit erhöhten körperlichen Beeinträchtigungen verbunden sind – unabhängig von der Menge an moderatem Training.“ Dunlop und ihre Kollegen hatten die Daten von 2.286 Teilnehmern einer großen Gesundheitsstudie analysiert, die mindestens 60 Jahre alt waren. Ihr Ziel: Sie wollten herausfinden, ob die mit langem Sitzen verbundenen negativen Effekte auf die Gesundheit lediglich widerspiegeln, dass sitzende Tätigkeiten Bewegung ersetzen und diese dann fehlt oder aber vielmehr einen eigenständigen Risikofaktor darstellen. Dieser Unterschied sei wichtig, schreiben die Forscher, denn selbst täglicher moderater oder sogar heftigerer Sport könnte womöglich nicht ausreichen, um die schädlichen Effekte langen Sitzens völlig aufzuheben.

Die Senioren hatten für die Studie mindestens vier Tage lang Beschleunigungsmesser getragen, welche die körperlichen Aktivitäten aufzeichneten. So konnten die Forscher einen objektiven Eindruck gewinnen, in welchem Maße die Probanden gesessen bewegt beziehungsweise sich bewegt hatten. Bisherige Studien zu der Thematik stützten sich dagegen auf die Selbsteinschätzung der Teilnehmer und sind damit weniger zuverlässig. Die gewonnenen Daten zu den Bewegungsaktivitäten verglichen Dunlop und Kollegen mit Informationen darüber, wer körperlich so gebrechlich wurde, dass er Hilfe bei alltäglichen Dingen wie Essen, Ankleiden oder Waschen benötigte.

Es stellte sich heraus: Unabhängig von der Zeit, die jemand für moderate oder auch heftige Bewegung aufbrachte, bestand ein starker Zusammenhang zwischen längerer Zeit, die im Sitzen verbracht wurde, und dem Aufkommen von Alltagseinschränkungen. Für jede Stunde am Tag, die sitzenden Tätigkeiten gewidmet wurde, stiegt die Wahrscheinlichkeit für Altersgebrechen um 46 Prozent. „Das bedeutet, ältere Erwachsene müssen die Zeit, die sie im Sitzen verbringen, reduzieren“, sagt Dunlop, „sei es nun vor dem Fernseher oder am Computer und das ungeachtet dessen, ob sie moderaten oder heftigeren Sport machen.“ Andere Aspekte wie sozioökonomische und gesundheitliche Faktoren hatten die Forscher ebenso in ihre Berechnungen einbezogen wie eben auch Bewegung.

„Es ist eine große Stärkung, in Bewegung zu bleiben“, betont Dunlop. Ihre Ratschläge für den Alltag:
- beim Telefonieren oder im Arbeitsmeeting herumlaufen
- beim Supermarkt einen weit vom Eingang entfernten Parkplatz nehmen
- wenn man aufsteht, um sich etwas zu trinken zu holen, einmal ums Haus oder das Bürogebäude gehen
- kurze Strecken laufen und nicht mit dem Auto fahren
- wenn möglich die Treppe statt des Aufzugs nehmen

© Wissenschaft aktuell
Quelle: „Sedentary time in U.S. older adults associated with disability in activities of daily living independent of physical activity”, Dorothy D. Dunlop et al.; Journal of Physical Activity & Health, Ausgabe vom 19. Februar


 

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