Bessere Spermaqualität durch Obst und Gemüse?

Die Spermien von Männern, die über die Nahrung besonders viele Antioxidantien aufnehmen, zeigen eine stärkere Beweglichkeit und weniger Fehlbildungen
Nur völlig intakte und optimal bewegliche Spermien haben eine Chance, ihr Ziel zu erreichen.
Nur völlig intakte und optimal bewegliche Spermien haben eine Chance, ihr Ziel zu erreichen.
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Boston (USA) - Antioxidantien in der Samenflüssigkeit schützen die Spermien und tragen damit zur Fruchtbarkeit des Mannes bei. Amerikanische Forscher haben jetzt bei jungen Männern den Zusammenhang zwischen der Spermienqualität und der Menge an Antioxidantien untersucht, die mit der Nahrung aufgenommen werden. Ein besonders hoher Konsum von Beta-Carotin oder Lutein war mit einer größeren Beweglichkeit der Spermien verbunden. Und je höher die Aufnahme von Lycopin war, desto geringer war der Anteil an fehlgebildeten Spermien. Ein ursächlicher Zusammenhang sei möglich, aber noch nicht nachgewiesen, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt „Fertility and Sterility“. So könnten auch zusätzliche Inhaltsstoffe einiger Obst- und Gemüsesorten einen bisher noch nicht erkannten Einfluss auf die Spermienproduktion haben.

„Im Gegensatz zu anderen Studien haben wir keine positive lineare Beziehung zwischen der Aufnahme von Vitaminen, die als Antioxidans wirken, und der Spermienqualität finden können“, erklären Jorge Chavarro von der Harvard School of Public Health in Boston und seine Kollegen. Ganz anders war das Ergebnis bei den bisher daraufhin nur wenig untersuchten Carotinoiden, die für die gelbe bis rote Farbe einiger Obst- und Gemüsesorten verantwortlich sind. In ihrer Studie werteten die Forscher Ernährungsfragebögen von 189 gesunden Männern im Alter von durchschnittlich 20 Jahren aus. Daraus ermittelten sie für jeden die tägliche Aufnahme der Vitamine A, C und E sowie verschiedener Carotinoide. Diese als Antioxidans wirksamen Substanzen wurden hauptsächlich über Obst und Gemüse zugeführt, nur zu einem geringen Teil in Form von Nahrungsergänzungsmitteln. Jede Testperson lieferte eine Spermaprobe ab; damit wurden Zahl, Beweglichkeit und Zellform der Spermien analysiert. Die Forscher berücksichtigten bei ihrer statistischen Auswertung den Befund, dass sportlich aktivere Männer im Schnitt mehr Obst und Gemüse verzehrten, Raucher dagegen meist weniger.

Die Daten ergaben einen positiven Zusammenhang zwischen der Spermaqualität der Testpersonen und den aufgenommenen Mengen an Beta-Carotin, Lutein und Lycopin. Bei den Männern mit dem höchsten Konsum an Beta-Carotin war die Beweglichkeit ihrer Spermien um bis zu 6,5 Prozent erhöht. Für Lutein war derselbe Effekt mit 4,4 Prozent etwas schwächer. Je mehr Lycopin zugeführt wurde, desto größer war der Anteil an normal gebildeten Spermien in der Samenflüssigkeit. Während die Aufnahme von Lycopin fast ausschließlich über Tomaten, Tomatensuppe und Ketchup erfolgt, sind Möhren, Spinat und Blattsalat die wichtigste Quelle für Beta-Carotin und Lutein. Die Resultate zeigten keinen Zusammenhang zwischen den Eigenschaften des Spermas und dem Konsum an den Vitaminen A und E. Beim Vitamin C erwies sich nicht eine möglichst hohe, sondern eine mittlere Tagesdosis von 148 Milligramm als optimal für Zahl und Beweglichkeit der Spermien.

Wenn tatsächlich die Aufnahme von Antioxidantien mit der Nahrung die Spermaqualität beeinflussen sollte, stellt sich die Frage, warum die verschiedenen Arten von Antioxidantien so unterschiedliche Wirkungen zeigen. Die Forscher halten es für möglich, dass nicht alle, aber einige dieser Nahrungsbestandteile den Spiegel an Antioxidantien in unterschiedlichen Teilen des Genitalsystems erhöhen könnten. Im Nebenhoden, wo die Spermien reifen, würde der Schutzeffekt die Beweglichkeit der Spermien verbessern. Im Hoden dagegen, wo sie entstehen, könnte sich dadurch ihre Zahl erhöhen. Wenn sich eine ursächliche Beziehung bestätigt, wäre es denkbar, bestimmte Antioxidantien zur Behandlung von Männern mit verringerter Fruchtbarkeit einzusetzen.

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