Belegt: Massensterben der Dinos schuf Säugern freie Bahn zum Wachsen

Analysen eines internationalen Forscherteams zeigen, dass die Säugetiere schlagartig an Größe zunahmen, nachdem die Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren ausstarben und zahlreiche ökologische Nischen unbesetzt hinterließen
Prähistorische Nashörner und Rüsseltiere waren noch um einiges größer und schwerer als die heutigen Elefanten
Prähistorische Nashörner und Rüsseltiere waren noch um einiges größer und schwerer als die heutigen Elefanten
© Alison Boyer/Yale University
Calgary (Kanada) - Als die Dinosaurier vor etwa 65 Millionen Jahren von der Bildfläche verschwanden, besetzten die Säugetiere enorm rasch die freigewordene Nische: In der Gruppe der bis zum Zeitpunkt dieses Massensterbens eher klein geratenen frühen Säuger entwickelten sich dann innerhalb von nur rund 25 Millionen Jahren tonnenschwere Kolosse - was in geologischen Zeiträumen gedacht enorm schnell ist. Diese Hypothese bestätigen nun auch Analysen eines internationalen Forscherteams, über die die Biologen und Paläontologen in "Science" berichten. Die Säuger nutzten die Tatsache, dass die Dinosaurier zahlreiche ökologische Nischen hinterließen, und wuchsen im wahrsten Sinne des Wortes in sie hinein.

"Niemand hat jemals bewiesen, dass dieses Muster tatsächlich da ist", erläutert Jessica Theodor von der Universität Calgary. "Die Leute haben darüber geredet, aber niemand ist jemals hingegangen und hat sich davon überzeugt." In den ersten 140 Millionen Jahren ihrer Existenz waren Säugetiere mit einer Masse von 3 Gramm bis maximal 15 Kilogramm klein und unauffällig. Um zu dokumentieren, wie sich die Größe der Säuger nach dem Sterben der Dinosaurier entwickelte, sammelten Theodor und ihre Kollegen Daten aus Fossilfunden der maximalen Größen zu den verschiedenen taxonomischen Ordnungen der Landsäuger auf jedem Kontinent und zu jeder Zeitperiode.

Ihre Analysen zeigen, dass die Körpergröße der Tiere rapide anstieg und sich nach 25 Millionen Jahren einpendelte - und das weltweit, auch wenn die Datenlage für Südamerika eher spärlich ist. Es entstanden Kolosse wie die zu den Vorfahren der Elefanten gehörenden Deinotherien, die rund 17 Tonnen auf die Waage brachten. "Man verlor die Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren und innerhalb von 25 Millionen Jahren war das System auf ein neues Maximum neu eingestellt, was die Körpergröße der anwesenden Tiere betrifft", erklärt Theodor. "Das ist in der Tat eine ziemlich kurze Zeit - wenn man in geologischen Zeiträumen denkt. Das ist wirklich rasche Evolution."

Das Team prüfte anhand seiner Datensammlung auch diverse Theorien, wie sich die Körpergröße so explosionsartig entwickelt haben konnte und welche Faktoren die Größe limitierten. Die Forscher nehmen an, dass die Entwicklung weder zufällig auftrat noch das Ergebnis größeren Artenreichtums war. Auch schließen sie aus, dass Säuger einfach irgendein biomechanisches Limit erreichten. Vermutlich spielte die Diversifikation eine zentrale Rolle, die notwendig war, damit die Säuger die durch das Aussterben der Dinosaurier frei gewordenen ökologischen Nischen effektiv besetzen konnten. Das obere Limit für die Größe wurde dann sehr wahrscheinlich durch Klima und verfügbaren Platz gesetzt. "Grundsätzlich verschwanden die Dinosaurier und plötzlich ist da niemand mehr, der die Vegetation frisst. Das ist eine Futterquelle mit freiem Zugang und Säugetiere machten sich auf, sie zu nutzen", sagt Theodor. "Und es ist effizienter, ein Pflanzenfresser zu sein, wenn man groß ist."

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "The Evolution of Maximum Body Size of Terrestrial Mammals", Felisa A. Smith, Jessica Theodor et al.; Science (Vol. 330, S. 1216)


 

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