Bauchspeicheldrüsenkrebs: Angriff auf die Tumorstammzellen

Forscher erproben neue Behandlungsstrategien gegen eine der tödlichsten Krebsformen
Lake Tahoe (USA) - Alle Zellen eines Tumors gehen aus einer kleinen Zahl von Krebsstammzellen hervor, die durch Standardtherapien nicht abgetötet werden. Daher suchen Forscher neue Behandlungsformen, die speziell gegen diesen Typ von Krebszellen gerichtet sind. Spanischen Medizinern ist es jetzt gelungen, mit dem Diabetes-Medikament Metformin die Krebsstammzellen von Bauchspeicheldrüsen-Tumoren so zu verändern, dass sich die Wirksamkeit einer Chemotherapie deutlich verbessert. Auf eine andere Weise nahmen amerikanische Wissenschaftler dieselben Zellen ins Visier. Sie haben ein Signalprotein identifiziert, dessen Blockade die Vermehrung der Krebszellen verhindert. Beide Forscherteams präsentieren ihre Ergebnisse auf einem Kongress der „American Association for Cancer Research“ in Lake Tahoe.

„Die Krebsstammzellen stellen die Wurzel eines Pankreastumors dar. Ihre Vernichtung sollte den Tumor verkleinern und längerfristig ein erneutes Krebswachstum verhindern“, sagte Christopher Heeschen vom Spanischen Nationalen Krebsforschungszentrum in Madrid. Seine Forschergruppe behandelte menschliche Pankreaskrebszellen mit Metformin. Dadurch veränderten sich biochemische Signalwege, auf die die Krebsstammzellen angewiesen sind. Das führte dazu, dass diese Zellen ihre charakteristischen Eigenschaften verloren und abstarben. Die Masse der Tumorzellen wurde aber lediglich an der Vermehrung gehindert. Daher behandelten die Forscher Mäuse, denen menschliche Tumoren verpflanzt worden waren, mit einer Kombination aus Metformin und dem Krebsmittel Gemcitabin. Das hatte einen zweifachen Effekt: Die Tumoren verkleinerten sich und es kam nicht mehr zu einem späteren erneuten Krebswachstum. Da Metformin zur Behandlung von Diabetes bereits zugelassen ist, könnten schon bald klinische Studien beginnen.

Einen anderen Ansatz zur Bekämpfung von Krebsstammzellen des Pankreaskarzinoms verfolgten die Forscher um Frank McCormick von der University of California in San Francisco. Als typisches Merkmal, das die Krebsstammzellen von den übrigen Tumorzellen unterschied, konnten sie eine Mutation im Gen KRAS nachweisen, wodurch sich die Produktion eines Signalproteins erhöht. Dieser Defekt führt auch dazu, dass ein weiterer Botenstoff, der sogenannte Leukämie-Hemmfaktor (LIF), verstärkt gebildet wird. In Experimenten mit Mäusen und menschlichen Krebszellen konnten die Wissenschaftler zeigen, dass eine Hemmung der LIF-Aktivität durch verschiedene Methoden die Entwicklung von Krebsstammzellen blockiert. Ein Medikament mit dieser Wirkung könnte die Krebstherapie wesentlich verbessern, sagte Man-Tzu Wang, ein Mitglied des Forscherteams.

Tumoren der Bauchspeicheldrüse werden meist erst spät erkannt. Sie können dann nicht mehr operativ entfernt werden und sprechen kaum noch auf die üblichen Chemotherapien an. Die große Widerstandsfähigkeit der Krebsstammzellen gegenüber einer Chemotherapie beruht unter anderem darauf, dass sie sich im Gegensatz zu „normalen” Krebszellen nur langsam teilen. Im Ruhezustand können sie lange überdauern, um später ein erneutes Tumorwachstum auszulösen. Zudem verfügen die Krebsstammzellen über Mechanismen, Medikamente besonders effektiv aus der Zelle zu transportieren, so dass sie ihre Wirkung verlieren.

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Quelle: „Metformin targets human pancreatic cancer stem cells in preclinical mouse models“, Enza Lonardo et al.; Beitrag zum Kongress „Pancreatic Cancer: Progress and Challenges” der AACR in Lake Tahoe
„A role for leukemia inhibitory factor in oncogenic K-Ras-mediated stemness of pancreatic cancers”, Man-Tzu Wang et al.; Beitrag zum Kongress „Pancreatic Cancer: Progress and Challenges” der AACR in Lake Tahoe


 

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