Bäume werden es schwerer haben im Klimawandel
"Holzige Pflanzen haben sich letzten Endes so entwickelt, dass sie etwa dieselbe Klima-Bandbreite erobert haben wie krautige Pflanzen", sagt Stephen Smith vom National Evolutionary Synthesis Center in Durham. "Doch holzige Pflanzen benötigten weitaus länger, um das zu erreichen." Gemeinsam mit seinem Kollegen Jeremy Beaulieu von der Yale University hatte Smith die Anpassungsfähigkeit von Samenpflanzen an neue Klimabedingungen im Laufe der Evolution der vergangenen 100 Millionen Jahre untersucht. Die Biologen kombinierten Angaben zu den Abstammungslinien unterschiedlicher Pflanzengruppen mit Daten zu Temperatur und Regenfällen für einzelne Arten. So konnten sie einschätzen, wie schnell einzelne Linien mit der Zeit neue klimatische Nischen besetzten. Als die Forscher dann holzige und krautige Pflanzen miteinander verglichen, stellten sie fest: Holzige Pflanzen benötigen weit mehr Zeit dazu und haben damit einen deutlichen Nachteil.
Den Hauptgrund dafür sehen die Biologen darin, dass die deutlich langlebigeren Bäume und Sträucher auch weitaus längere Generationszeiten haben. Während krautige Pflanzen oft schon in kurzer Zeit, innerhalb von Monaten, ihre Geschlechtsreife erreichen und zum ersten Mal blühen, dauert dies bei verholzten Pflanzen mitunter viele Jahre. Damit ist auch die Rate an Genmutationen, die einer Art dabei helfen können, sich an neue Gegebenheiten anzupassen, deutlich geringer. Bei holzigen Gewächsen häufen sich günstige Mutationen nicht schnell genug an, um leicht mit rapiden Veränderungen mithalten zu können. "Wenn wir in der Vergangenheit nach Hinweisen suchen, liegen die Chancen so, dass Bäume weit langsamer als Kräuter reagieren werden - bis zu zehn mal langsamer", so Smith. "Aber wenn die Rate der Klimaänderungen hundert Mal schneller ist, könnten sie alle in Schwierigkeiten stecken."