Ausgestorbenes Riesenschnabeltier entdeckt

Einzelner Zahn eines Vertreters einer bislang unbekannten Seitenlinie legt nahe, dass diese Art etwa doppelt so groß war wie heutige Schnabeltiere
Unterer, vorderer Backenzahn des ausgestorbenen Schnabeltiers Obdurodon tharalkooschild
Unterer, vorderer Backenzahn des ausgestorbenen Schnabeltiers Obdurodon tharalkooschild
© R. Pian
Sydney (Australien) - Schnabeltiere üben eine ganz spezielle Faszination aus – nicht zuletzt durch ihr Erscheinungsbild, das wie eine Kreuzung aus Ente und Otter anmutet. Einen riesenhaften ausgestorbenen Verwandten dieser eierlegenden Säugetiere haben Paläontologen aus Australien und den USA nun in Australien entdeckt. Genau genommen fanden sie lediglich einen einzelnen Backenzahn eines Vertreters der neuen Art, die sie „Obdurodon tharalkooschild“ nannten und einer Seitenlinie der Schnabeltiere zuordnen. Von der Größe dieses Zahns auf die Größe des vor 5 bis 15 Millionen Jahren lebenden Tiers geschlossen, maß der einstige Schnabeltier-Verwandte knapp einen Meter. Er war damit etwa doppelt so groß wie die heute lebenden Schnabeltiere, berichten die Forscher im „Journal of Vertebrate Paleontology“.

„Monotremata – Schnabeltiere und Ameisenigel – sind die letzten Überlebenden einer uralten, einzigartigen Ausprägung von Säugetieren auf den südlichen Kontinenten“, erläutert Erstautorin Rebecca Pian von der Columbia University und dem American Museum of Natural History. „Eine neue Schnabeltier-Art, selbst eine, die so hochgradig unvollständig ist, ist eine sehr wichtige Hilfe, um das Verständnis um diese faszinierenden Säuger weiter zu entwickeln.“ Bisher waren Paläontologen aufgrund der vorhandenen Fossilfunde davon ausgegangen, dass die Evolution der Schnabeltiere relativ linear vonstatten ging. Mit dem Fund von Obdurodon tharalkooschild hat sich dies aber geändert. Nun werde klar, sagt Mitautor Michael Archer von der University of New South Wales, dass es unbemerkte Seitenäste an diesem Stammbaum gibt und manche Vertreter riesig wurden.

Während heutige ausgewachsene Schnabeltiere Hornplatten statt Zähnen im Schnabel haben, hatte das jüngst entdeckte Riesenschnabeltier durchaus Zähne. Und auch wenn der Fund aus der Fossilienfundstätte Riversleigh im Nordwesten von Queensland nur aus diesem einzelnen Zahn besteht, schließen die Forscher aus dessen Beschaffenheit nicht nur auf die beeindruckende Größe, sondern auch auf die Lebensweise der einst lebenden Schnabeltiere. „Wie andere Schnabeltiere war es wahrscheinlich ein primär wasserlebendes Säugetier und lebte wohl in und an den Süßwasserteichen in den Wäldern, die Riversleigh vor Millionen von Jahren bedeckten“, erklärt Suzanne Hand von der University of New South Wales, eine weitere Autorin der Arbeit. „Obdurodon tharalkooschild war ein sehr großes Schnabeltier mit gut entwickelten Zähnen. Wir denken, dass es nicht nur Krebse und andere Süßwasserkrustentiere fraß, sondern auch kleine Wirbeltiere wie Lungenfische, Frösche und kleine Schildkröten.“ Das genaue Alter der Gesteinsschicht, in der der Zahn von Obdurodon tharalkooschild gefunden wurde, ist dagegen noch nicht eindeutig geklärt. Die Forscher schätzen es aber grob auf 5 bis 15 Millionen Jahre.

Der erste Teil des Namen Obdurodon tharalkooschild leitet sich ab aus dem Griechischen und bezieht sich auf die bleibenden Zähne dieses ausgestorbenen Schnabeltiers. Der Beiname tharalkooschild dagegen bezieht sich auf eine Legende der australischen Ureinwohner, laut welcher das Schnabeltier eine Kreuzung aus Ente und Schwimmratte ist. Das Entenweibchen Tharalkoo wurde demnach von dem Schwimmrattenmännchen Bigoon verführt und legte infolgedessen Eier, aus denen ihre Kinder, die ersten Schnabeltiere schlüpften.

Die ältesten Schnabeltierfunde werden auf ein Alter von 61 Millionen Jahren datiert und stammen aus Südamerika. Heute ausschließlich in Australien beheimatet, gelten Schnabeltiere als lebende Fossilien. Sie legen zwar Eier, aber sie ernähren ihre geschlüpften Jungen mit Muttermilch, die die Kleinen aus dem Fell lecken. Wie ihr Name schon sagt, besitzen sie einen Schnabel. Außerdem haben sie Schwimmhäute und ein dickes Fell, das dem des Otters ähnelt – die vermeintliche Kreuzung aus Ente und Schwimmratte liegt demnach nahe. Die Männchen haben einen Giftsporn an den Hinterfüßen, der bei Rivalenkämpfen in der Paarungszeit zum Einsatz gegen Konkurrenten kommt.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: „A new, giant platypus, Obdurodon tharalkooschild, sp. nov. (Monotremata, Ornithorhynchidae), from the Riversleigh World Heritage Area, Australia”, Rebecca Pian et al.; Journal of Vertebrate Paleontology, 33(6):1-5


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg