Auch bei Schimpansen: Intelligenz liegt in den Genen

Individuelle Unterschiede in geistigen Fähigkeiten lassen sich zum großen Teil auf erbliche genetische Merkmale zurückführen
Auch bei Schimpansen ist die Intelligenz zu einem großen Teil angeboren.
Auch bei Schimpansen ist die Intelligenz zu einem großen Teil angeboren.
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Atlanta (USA) - Die Intelligenz eines Menschen wird sowohl von den Genen als auch von anderen Faktoren bestimmt. Jetzt haben amerikanische Forscher bei Schimpansen umfangreiche Intelligenztests durchgeführt und sind zu einem ganz ähnlichen Ergebnis gekommen. Demnach ist der allgemeine Intelligenzfaktor, der verschiedene kognitive Hirnleistungen zusammenfasst, zu einem großen Teil auf das Erbgut zurückzuführen. Nur einige der getesteten geistigen Fähigkeiten zeigten – separat betrachtet – keinen Zusammenhang mit genetischen Merkmalen. Ob ein Affenbaby die ersten Lebensjahre mit seiner Mutter verbracht hatte oder unter menschlicher Obhut aufgewachsen war, wirkte sich kaum auf die Testergebnisse aus, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt „Current Biology”.

„Wie beim Menschen, kommt es auch bei Schimpansen auf die Gene an, wenn es um kognitive Fähigkeiten geht“, sagt William Hopkins von der Georgia State University in Atlanta. Die Arbeit mit Schimpansen erleichtere es, den Einfluss von Genen auf die Intelligenz zu untersuchen. Denn beim Menschen seien dabei Erziehung, Schulbildung, Lebensstandard und andere Einflussfaktoren zu berücksichtigen. Bei den Affen fehlen solche kulturellen Unterschiede, während ihr Erbgut mit dem des Menschen weitgehend übereinstimmt.

Hopkins und seine Kollegen werteten Daten von 99 Schimpansen im Alter von 9 bis 54 Jahren aus. Einige davon waren nach der Geburt mindestens noch 2,5 Jahre bei ihrer Mutter geblieben und dann in einem Familienverband groß geworden. Andere hatten drei Jahre lang menschliche Pflegeeltern, bevor sie in eine Gruppe von Artgenossen kamen. Zwölf Tiere waren in freier Natur aufgewachsen und in eine Forschungsstation gebracht worden. Jeder Schimpanse absolvierte einen mehrteiligen Intelligenztest, in dem 13 unterschiedliche kognitive Fähigkeiten bewertet wurden. Dazu zählten räumliches Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Problemlösungen und Kommunikationsvermögen. Erbgutanalyen gaben Aufschluss über genetische Gemeinsamkeiten.

Der sogenannte g-Faktor als Maß für die allgemeine Intelligenz zeigte eine enge Kopplung mit genetischen Merkmalen. Auch einzelne Intelligenzfaktoren wie gutes räumliches Gedächtnis und ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten waren mit vererbten Eigenschaften verbunden, andere dagegen nicht. Das Geschlecht sowie Umwelteinflüsse in der frühen Kindheit standen nicht in Zusammenhang mit den Testergebnissen. Die Forscher vermuten, dass einige Gene gleichzeitig mehrere kognitiven Fähigkeiten beeinflussen. „Auf welche speziellen Gene die beobachteten individuellen Unterschiede in den Denkleistungen zurückzuführen sind, ist noch nicht geklärt“, sagt Hopkins. Weitere Untersuchungen könnten aber solche Gene identifizieren. Darunter müssten auch die Gene sein, die sich bei der Evolution des Menschen verändert haben und für die speziell menschlichen Hirnleistungen verantwortlich sind.

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