Atemtest belegt: Grüntee-Extrakt hemmt Verdauung von Kohlenhydraten

Inhaltsstoffe der Teeblätter verringern die Freisetzung von Kohlendioxid nach dem Verzehr stärkehaltiger Nahrung
Grüntee-Extrakt hilft bei der Kontrolle des Blutzuckerspiegels.
Grüntee-Extrakt hilft bei der Kontrolle des Blutzuckerspiegels.
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Poznan (Polen) - Die Einnahme von Grüntee-Extrakt während der Mahlzeit hemmt die Verdauung und weitere Verwertung von Stärke. Diesen Effekt konnten polnische Forscher jetzt erstmals mit Hilfe eines Atemtests nachweisen, der die Menge des Kohlendioxids misst, die beim Stärkeabbau freigesetzt wird. Die Wirkung beruht wahrscheinlich darauf, dass die in den Blättern des grünen Tees enthaltenen Catechine stärkespaltende Enzyme hemmen, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt „Scientific Reports”. Der Einsatz des Pflanzenextrakts könnte Diabetikern helfen, den Anstieg des Blutzuckerspiegels nach dem Essen zu bremsen. Die in der placebokontrollierten Studie pro Mahlzeit verabreichte Dosis entsprach dem Konsum von mehreren Tassen grünem Tee.

„Grüntee-Extrakt ist leicht verfügbar, kostengünstig und gut verträglich. Er könnte daher zur Gewichtskontrolle und Behandlung von Diabetes eingesetzt werden“, schreiben die Forscher um Jaroslaw Walkowiak von der University of Medical Sciences in Poznan. Jede Testperson in ihrer Studie erhielt vier Gramm eines getrockneten wässrigen Blätterextrakts. Darin enthalten waren neben anderen Catechinen etwa 260 Milligramm Epigallocatechingallat (EGCG). Aus anderen Untersuchungen ist bekannt, dass Catechine und andere Polyphenole des grünen Tees den Blutzuckerspiegel senken können. Vermutlich ist das auf eine Hemmung der Enzyme alpha-Amylase und alpha-Glucosidase zurückzuführen, die bei der Stärkespaltung Zuckermoleküle freisetzen.

Den Forschern ist es nun gelungen, diese Hemmwirkung durch einen Atemtest direkt nachzuweisen. Dazu setzten sie Cornflakes als stärkehaltiges Nahrungsmittel ein, da die aus Mais hergestellten Zerealien natürlicherweise einen höheren Anteil an C-13-Kohlenstoffisotopen enthalten als andere Getreidesorten und Kartoffeln. Wird die Cornflakes-Stärke verdaut, gelangen die beim Abbau des Kohlenhydrats produzierten Zuckermoleküle mit dem Blut in die Körperzellen. Dort werden sie weiter abgebaut, wobei auch C-13-Kohlendioxid entsteht, das sich schließlich in der ausgeatmeten Luft nachweisen lässt.

Die 28 Probanden hatten zwölf Stunden gefastet, seit einem Monat keinen grünen Tee getrunken und mindestens fünf Tage vor dem Test keine Lebensmittel mit erhöhtem C-13-Gehalt wie Mais, Rohrzucker oder Kiwis konsumiert. Jede Person aß 50 Gramm Cornflakes mit 100 Millilitern fettarmer Milch. Die Hälfte der Teilnehmer erhielt zusätzlich eine Dosis Grüntee-Extrakt, eingeschlossen in einer Waffel. Eine Waffel ohne Zusatz diente als Placebo für die Kontrollgruppe. Nach der Mahlzeit analysierten die Wissenschaftler im Abstand von 30 Minuten über einen Zeitraum von vier Stunden den C-13-Kohlendioxidgehalt der ausgeatmeten Luft. Die Messwerte zeigten, dass der Zusatz des Extrakts die Menge an C-13-Kohlendioxid und damit die Stärkeverwertung deutlich verringerte. Zwar gebe es bereits medizinisch eingesetzte Hemmstoffe wie Acarbose, die das Enzym alpha-Glucosidase hemmen, so die Autoren. Diese hätten jedoch starke Nebenwirkungen wie Durchfall und Erbrechen. Als gut verträgliche Alternative oder Ergänzung böten sich daher catechinhaltige Pflanzenextrakte an. Welches der verschiedenen Catechine die stärkste Wirkung hat, müssten weitere Studien prüfen.

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