Alzheimer: Lebenskrisen erhöhen das Risiko

Je häufiger Stressfaktoren längere Leidensphasen im Leben auslösen, desto stärker steigt die Wahrscheinlichkeit einer Demenz im Alter
Häufen sich Phasen von Kummer und Leid im mittleren Lebensalter, steigt das spätere Alzheimer-Risiko.
Häufen sich Phasen von Kummer und Leid im mittleren Lebensalter, steigt das spätere Alzheimer-Risiko.
© Shutterstock, Bild128881192
Göteborg (Schweden) - Nicht nur lang andauernder psychischer Stress im mittleren Lebensalter erhöht das spätere Alzheimer-Risiko. Auch mehrere zeitlich begrenzte Lebenskrisen wie nach einer Scheidung oder bei Arbeitslosigkeit tragen wahrscheinlich dazu bei. Das zeigen die Ergebnisse einer schwedischen Langzeitstudie. Die Forscher vermuten, dass verschiedene Arten von psychosozialem Stress im Gehirn und in anderen Körperregionen bleibende Veränderungen verursachen, die eine Demenz begünstigen. Weitere Studie sollen prüfen, ob Therapien zur Stressbewältigung das Krankheitsrisiko verringern können, schreiben die Wissenschaftler im „British Medical Journal“.

„Frühere Studien haben gezeigt: Länger andauernde Phasen von Kummer und Leid im mittleren Alter haben Langzeitfolgen, die sich Jahrzehnte später in einem erhöhten Demenzrisiko und veränderten Hirnstrukturen auswirken“, erklären Lena Johansson von der Universität Göteborg und Kollegen. In ihrer aktuellen, prospektiven Studie untersuchten sie den zusätzlichen Einfluss der Anzahl unterschiedlicher Stressfaktoren. Grundlage dafür waren die Angaben von 800 schwedischen Frauen im Alter zwischen 38 und 54 Jahren aus dem Jahr 1968. Diese waren befragt worden, unter welchen von 18 Stressfaktoren sie bisher gelitten hatten. Dazu zählten Scheidung, Tod des Ehemanns, schwere Krankheit oder Tod eines Kindes, ernste Erkrankungen des Ehemanns oder eines nahen Verwandten, Arbeitslosigkeit und Probleme in sozialen Beziehungen. Innerhalb eines Zeitraums von 38 Jahren nahmen die Frauen an vier weiteren Befragungen teil. Dabei gaben sie an, wie häufig sie in den jeweils zurückliegenden fünf Jahren Leidenszeiten mit Symptomen wie Nervosität, Ängstlichkeit und Schlafstörungen erlebt hatten, die mindestens einen Monat andauerten.

Der am häufigsten genannte Stressfaktor waren psychische Störungen eines Familienmitglieds. Bis zum Abschluss der Studie starben 425 Teilnehmerinnen. An einer Demenz erkrankten 153, davon 104 an Alzheimer. Das Durchschnittsalter, in dem die Demenzdiagnose erfolgte, lag bei 78 Jahren. Bei denjenigen, die bei der Erstbefragung die größte Zahl an erlebten Stressfaktoren genannt hatten, war das Demenzrisiko um 15 Prozent, das Alzheimer-Risiko sogar um 20 Prozent erhöht. Längere Stressphasen können sich auswirken auf das zentrale Nervensystem, den Hormonhaushalt, die Immunabwehr und das Herz-Kreislaufsystem, schreiben die Forscher. Aus anderen Untersuchungen sei bekannt, dass dadurch Hirnfunktionen geschädigt, Entzündungsreaktionen verstärkt und erhöhte Spiegel an Stresshormonen erzeugt werden können. All diese Veränderungen beschleunigen die Entwicklung einer Demenz. Hilfe bei der Stressbewältigung und Verhaltenstherapien für Menschen, die unter länger andauernden Stresssymptomen leiden, könnten vielleicht dazu beitragen, die Wahrscheinlichkeit einer späteren Demenz zu verringern.

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg