Alzheimer: Gestörte Müllabfuhr im Hirn
„Wenn die Mikrogliazellen den zellulären Müll im Gehirn nicht vollständig beseitigen, kann er Entzündungen auslösen und Nervenzellen schädigen“, sagt Tony Wyss-Coray von der Stanford University. In welchem Maß Mikrogliazellen auch daran beteiligt sind, Beta-Amyloid-Ablagerungen zu verhindern, ist noch nicht geklärt. Das Forscherteam von Wyss-Coray konnte allerdings zeigen, dass eine wichtige Funktion dieser Zellen bei Alzheimer-Kranken gestört ist. Die Mikrogliazellen von fünf verstorbenen Patienten enthielten 80 Prozent weniger Beclin als die von fünf nicht an der Demenz erkrankten Vergleichspersonen. Das Protein Beclin wird für den Prozess der Phagozytose benötigt. Es sorgt für ein ständiges Recycling von Rezeptorproteinen, die den ersten Kontakt mit dem zellulären Müll an der Zelloberfläche herstellen.
Mikrogliazellen von Mäusen, deren Beclin-Produktion auf die Hälfte gedrosselt wurde, waren in ihrer Phagozytose-Fähigkeit stark beeinträchtigt. Ins Hirn dieser Tiere injiziertes Beta-Amyloid wurde deutlich langsamer beseitigt als bei normalen Mäusen. Wodurch sich bei Alzheimer-Patienten die Beclin-Produktion im Alter verringern könnte, ist noch nicht bekannt. Das geschehe aber wahrscheinlich nicht als Folge der Beta-Amyloid-Ablagerungen, sondern gehe diesen voraus, sagt Wyss-Coray. Die vorliegenden Forschungsergebnisse müssten nun zunächst durch weitere Untersuchungen an Hirnzellen verstorbener Patienten überprüft werden. Eine Bestätigung würde deutlich machen, dass man sich bei der Erforschung der Alzheimer-Demenz und anderer degenerativer Hirnkrankheiten nicht allein auf Nervenzellen beschränken, sondern auch andere Hirnzellen berücksichtigen sollte.
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