Alzheimer: Gedächtnis schon im Frühstadium beeinträchtigt

Betroffene haben bereits früh Schwierigkeiten, beim Lernen zwischen wichtigen und weniger wichtigen Dingen zu unterscheiden
Los Angeles (USA) - Bereits in einem sehr frühen Alzheimerstadium beginnt das Gedächtnis offenbar, weniger effektiv zu arbeiten. Schon dann können Betroffene nicht mehr so gut zwischen wichtigen und weniger wichtigen Dingen unterscheiden, haben amerikanische Forscher in Lern- und Gedächtnisexperimenten beobachtet. Ein gezieltes Training im Frühstadium der neurodegenerativen Erkrankung könnte Patienten möglicherweise helfen, dem entgegenzuwirken und sich wichtige Informationen besser zu merken, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt "Neuropsychology". Sich erinnern zu können, was am wichtigsten ist, ist essenziell im Alltag. So vergisst man etwa im Supermarkt wenigstens nicht die notwendigsten Sachen, wenn die Einkaufsliste daheim liegen geblieben ist, oder beim Verreisen zwar vielleicht eine Hose oder einen Gürtel, nicht aber Geldbörse und Ticket.

"Das was wichtig ist, sich zu merken, auszuwählen, sich mit dieser Information zu beschäftigen und sie sich später wieder in Erinnerung zu rufen, kann man als strategische Kontrolle von Aufmerksamkeit und den effizienten Einsatz des Gedächtnisses betrachten", schreiben Alan D. Castel von der University of California in Los Angeles und seine Kollegen. "Verglichen mit jüngeren Erwachsenen und gesunden älteren Erwachsenen, zeigten Personen mit sehr leichter und leichter Alzheimererkrankung Beeinträchtigungen in der strategischen und effizienten Codierung und Erinnerung wichtiger Begriffe." Die Forscher hatten in ihrer Studie Lernvermögen und Gedächtnisleistungen von 109 gesunden älteren Probanden, von 41 Patienten mit sehr leichter und 13 mit leichter Alzheimer Demenz sowie von 35 jungen Erwachsenen getestet. Die Teilnehmer sollten sich neutrale Begriffe merken, denen zufällig unterschiedliche Punktwerte zugeordnet waren. Als sie sich dann wieder an die Dinge erinnern sollten, sollten sie gleichzeitig auch eine möglichst hohe Punktzahl erreichen.

Alle Teilnehmer erinnerten sich eher an die Dinge mit höheren Punktwerten als an die mit niedrigeren. Bei Gesunden blieb die Fähigkeit, beim Lernen zwischen wichtigen und weniger wichtigen Dingen zu unterscheiden, auch im Alter erhalten, ergab die Untersuchung. Die Probanden mit früher Alzheimer Demenz allerdings waren deutlich weniger effektiv darin, beobachteten die Forscher. Sie waren nicht mehr in der Lage, Lern- und Gedächtnisleistung zu maximieren, was bei Gesunden relativ effizient geschah. Die Autoren vermuten, dass es Alzheimerpatienten schwerer fällt, das, was sie lernen, auf strategische Art und Weise zu verschlüsseln. Da eine solche Kodierung der erste Schritt ist, eine Erinnerung im Langzeitgedächtnis zu speichern, beeinflusst dies auch ihre Fähigkeit, sich an Dinge aufgrund der Wichtigkeit zu erinnern.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Memory Efficiency and the Strategic Control of Attention at Encoding: Impairments of Value-Directed Remembering in Alzheimer's Disease," Alan D. Castel et al.; Neuropsychology (Vol. 23, S. 297, DOI:10.1037/a0014888)


 

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