Alzheimer: Entzündungshemmer könnten die Krankheit stoppen
„Wir wussten, dass Alzheimer-Plaques von Mikrogliazellen, den Immunzellen des zentralen Nervensystems, umgeben sind. Aber wir wussten nicht, welche Rolle Entzündungsprozesse bei der Entwicklung der Krankheit spielen“, sagt Douglas Golenbock von der University of Massachusetts, neben Eicke Latz und Michael Heneka von der Universität Bonn einer der leitenden Forscher des Projekts. Mikrogliazellen haben die Aufgabe, Viren, Bakterien, Fremdkörper, geschädigte Zellen und Ablagerungen im Gehirn zu beseitigen. Der Kontakt mit Beta-Amyloid-Plaques aktiviert in den Zellen einen Proteinkomplex, das Inflammasom. Dies wiederum aktiviert das Enzym Caspase-1, was zur Freisetzung des entzündungsfördernden Botenstoffs Interleukin-1-beta (IL-1b) führt. Diese Reaktionsfolge könnte zu chronischen Entzündungen im Gehirn der Patienten führen und den Verlust kognitiver Hirnfunktionen beschleunigen. So fanden die Forscher bei verstorbenen Alzheimer-Patienten aktivierte Inflammasomen in den Mikrogliazellen des Hirngewebes.
Bestätigt wurde dieser vermutete Zusammenhang jetzt mit Tierversuchen: Genetisch veränderte Alzheimer-Mäuse, die keine Mikroglia-Inflammasome mehr bilden konnten, schnitten in Labyrinthversuchen besser ab als Alzheimer-Mäuse mit ungebremsten Entzündungsreaktionen. Außerdem produzierten sie weniger IL-1b und bildeten weniger Beta-Amyloid-Plaques. "Wir sind hier auf eine entscheidende Stelle im Entstehungsprozess von Alzheimer gestoßen. Angesichts dieser Befunde scheint es vielversprechend, die Aktivität des Inflammasoms zu blockieren", sagt Heneka. Dazu geeignete Medikamente seien bereits zugelassen oder würden zurzeit in klinischen Studien getestet, sagt Golenbock. Um die gewünschte Wirkung zu haben, müssten sie allerdings so effektiv sein, dass sie die Entzündungsreaktionen zu mehr als 90 Prozent hemmen.