Altersdiabetes: Zu niedrig eingestellter Blutzucker bedenklich

Bei zu niedrigen Langzeitwerten steigt das Sterberisiko bei Patienten jenseits der 60 wieder leicht an
Chicago (USA) - Bei älteren Diabetespatienten sollte der Blutzucker besser nicht zu niedrig eingestellt werden. Denn sehr niedrige Langzeit-Blutzuckerwerte sind mit einem leicht erhöhten Sterberisiko verbunden, haben US-Mediziner bei Patienten mit Altersdiabetes beobachtet. Ihren Ergebnissen zufolge ist es durchaus erstrebenswert, den so genannten HbA1c-Wert, der ein Maß für die Blutzuckerwerte der vergangenen zwei bis drei Monate darstellt, unterhalb von acht Prozent zu halten. Dabei sei allerdings Vorsicht an den Tag zu legen, weil Werte von weniger als sechs Prozent wiederum mit einer höheren Sterblichkeit in Verbindung stehen, berichten die Forscher im Fachblatt "Diabetes care" (DOI: 10.2337/dc10-2377). Die genauen Ursachen für den beobachteten Zusammenhang zwischen zu niedrigen Blutzuckerwerten und erhöhtem Sterberisiko konnten sie allerdings bislang nicht ausmachen. In weiteren Studien wollen sie nun die zugrunde liegenden Mechanismen aufklären.

"Es ist wichtig, dass ältere Patienten mit ihren Ärzten gemeinsam über die Ziele ihrer Diabetesbehandlung entscheiden", erläutert Elbert Huang von der University of Chicago, der Erstautor der Studie, gegenüber dapd. "Sie sollten eine Menge Fragen stellen." Huang und seine Kollegen berücksichtigten für ihre Analysen die Daten von mehr als 71.000 Teilnehmern einer umfangreichen Beobachtungsstudie zum Thema Diabetes und Altern. Auf der Basis dieser Erhebung untersuchten sie das gesundheitliche Befinden von Patienten mit Diabetes vom Typ II im Alter von mindestens 60 Jahren über einen Zeitraum von vier Jahren.

Zwtl: Leicht erhöhter Blutzuckerspiegel besser als Normalwert

Wie erwartet stellten die Mediziner eine erhöhte Zahl von Komplikationen und Todesfällen bei denjenigen fest, die deutlich erhöhte Langzeit-Blutzuckerwerte hatten. Bei sehr niedrigen Werten allerdings zeigte sich ebenfalls ein höheres Sterberisiko - zwar nur leicht erhöht, aber dennoch statistisch bedeutsam. Das geringste Sterberisiko und die besten Ergebnisse insgesamt fanden die Forscher bei denjenigen mit HbA1c-Werten zwischen acht und sechs Prozent. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Patienten in ihren 60ern, ihren 70ern oder jenseits der 80 waren. Für gesunde Erwachsene gelten Werte unter sechs Prozent als normal.

"Wir können nicht sagen, ob dieses unerwartete Ergebnis auf die sehr geringen Blutzuckerwerte selbst zurückzuführen ist, auf die Behandlung zur Kontrolle des Blutzuckers oder auf irgendwelche anderen Faktoren, die nicht direkt mit der Diabetesbehandlung zusammenhängen", erklärt Andrew Karter, einer von Huangs an der Studie beteiligten Kollegen. Um die Bedeutung der Ergebnisse für die klinische Praxis vollständig erfassen zu können, sind daher noch weitere Studien notwendig.

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Quelle: "Glycemic Control, Complications, and Death in Older Diabetic Patients", Elbert Huang et al.; Diabetes care (DOI: 10.2337/dc10-2377)


 

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