Alternative Diätmethode? Zu viele Essensfotos verderben den Appetit
„Gewissermaßen hat man genug von diesem Geschmack, ohne das Essen überhaupt geschmeckt zu haben“, erklärt Ryan Elder, Professor für Marketing an der Brigham Young University. „Es ist eine Art sensorische Langeweile – man ist irgendwie darüber hinweg und will dieses Geschmackserlebnis nicht mehr.“ Sein Team hatte 232 Testpersonen diverse Essensfotos vorgelegt. Im ersten Experiment betrachtete eine Hälfte der Probanden nacheinander 20 oder 60 Bilder salziger Speisen wie Pommes Frites, Chips oder Salzbrezel. Dabei sollten die Teilnehmer jeweils bewerten, wie appetitanregend das Foto auf sie wirkte. Die andere Hälfte sah 60 Bilder von Schokolade, Torte und anderen süßen Dingen. Im Anschluss bekamen alle gesalzene Erdnüsse zu essen und sollten angeben, wie sehr sie diesen Snack genossen.
Tatsächlich schmeckten die Nüsse jener Gruppe deutlich weniger gut, die zuvor Fotos von salzigen Speisen betrachtet hatte – obwohl Erdnüsse weder in den Bildern vorgekommen noch anderweitig erwähnt worden waren. Und wie von den Forschern vermutet, war der Unterschied im Genuss noch größer bei jenen, die jeweils 60 statt 20 Bilder gesehen hatten: je mehr, desto größer die Sättigung. Im zweiten Experiment untersuchten Elder und Kollegen, ob dieser Effekt bei Essensfotos immer auftritt. Tatsächlich war dem so, wenn die Probanden die Verlockung einer Speise bewerten oder zwischen zwei Speisen wählen sollten. Er trat aber nicht ein, wenn die Menschen Eigenschaften beurteilen sollten, die nicht mit dem Geschmack zu tun hatten: etwa die Helligkeit der Nahrung auf dem Bild.
Demnach genügt es nicht, so die Forscher, jemandem nur ein Bild zu zeigen – es muss zugleich den Geschmackssinn ansprechen. Das dürfte bei Online-Posts von Freunden und Bekannten gegeben sein, die sich aufs Essen selbst fokussieren, oft sogar mit Kommentar, ob es schmeckte oder nicht. Außerdem ist eine ausreichende Anzahl an Fotos nötig, berichtet Elder: „Es ist nicht so, dass man den Sättigungseffekt bekommt, wenn man etwas nur zwei- oder dreimal sieht“.
Trotzdem, so die Forscher, sollten Werbe- und Marketing-Experten die Erkenntnis berücksichtigen und ihre Werbung für ein bestimmtes Nahrungsmittel nicht zu sehr mit dessen Abbildungen überfrachten. Andererseits, ergänzt Erst-Autor Jeff Larson, lasse sich der Effekt wohl auch zum Vorteil nutzen: „Hat man eine Schwäche für bestimmte ungesunde Dinge, etwa Schokolade, und will sich am Essen hindern, könnte man sich einfach mehr Bilder davon ansehen“.